: Lotsen im Tarifkampf
■ GAL fürchtet um die Sicherheit des Schiffsverkehrs
Die See- und Hafenlotsen der deutschen Küsten versammeln sich heute im CCH, um über die beabsichtigte Kürzung ihrer Tarife um bis zu 25 Prozent zu beraten. Weil zu der Veranstaltung alle 860 Lotsen, bis auf Notbesetzungen, eingeladen sind, kommt ihr der Charakter eines Warnstreiks zu. Die GAL unterstützt die Forderung der Lotsen, den Status Quo beizubehalten. „Ohne gute Lotsen kann der Hafen dicht machen“, argumentiert der hafenpolitische Sprecher der GAL-Bürgerschaftsfraktion Axel Bühler.
Die Lotsen stehen wie Beamte in einem besonderen Treueverhältnis zum Staat, der ihnen die Aufgabe übertragen hat, für die Sicherheit des Schiffsverkehrs zu sorgen. Anders als die BeamtInnen arbeiten sie jedoch freiberuflich: Kommen viele Schiffe, verdienen sie viel, lahmt der Außenhandel, sinken ihre Einkommen. Welche Gebühr die Lotsen von den Schiffen nehmen dürfen, legt das Bundesverkehrsministerium fest.
Bis dato, so Kurt Steuer, der Präsident des Bundesverbandes der See- und Hafenlotsen, sei der Tarif dem Wachstum der Kapitänseinkommen entsprechend angehoben worden. Dass der Lotsentarif jetzt abgekoppelt werden soll, hält der Verband für ebenso unbegründet, wie den Versuch, die Arbeitszeit von 48 auf 53 Stunden anzuheben – Wege- und Wartezeiten jeweils eingerechnet. „Der Bund übernimmt hier die Interessen der Wirtschaft und vergisst die Interessen der Lotsen“, klagt Steuer.
Dabei kostet der Lotsendienst in Hamburg pro Seemeile weit weniger als etwa in Rotterdam. Bloß der weite Weg vom Meer zum Hafen, macht das Lotsen von Containerschiffen nach Hamburg teurer. Die Vorsitzende der GAL-Bürgerschaftsfraktion, Antje Möller, warnt deshalb: „Der Interessenkonflikt zwischen Hafenwirtschaft, Reedern und Maklern auf der einen und den Lotsen auf der anderen Seite birgt die Gefahr, auf Kosten der Sicherheit zu gehen.“ knö
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