Wasserstoff für die Energieversorgung der Zukunft

Ab heute beraten in München rund 1.000 Experten über die Brennstoffzelle und erwarten erste mit Wasserstoff betriebene Serienfahrzeuge ab 2004

BERLIN taz ■ „Nachhaltigkeit ohne Wasserstoff ist irrational.“ Für Professor Carl-Jochen Winter, Geschäftsführer bei dem Überlingener Unternehmen Energon, ist es keine Frage, die Wasserstofftechnologie ist eine der Schlüsseltechnologien für das 21. Jahrhundert. Fast 1.000 Wasserstoffexperten erwartet Winter auf dem heute in München beginnenden Kongress „Hyforum 2000“. Fünf Tage lang werden die Hydrogenforscher ihre neuesten Ergebnisse vorstellen, über Erfolgsaussichten und Finanzierungskonzepte diskutieren.

Fast geräuschlose und abgasfreie Autos – das ist eine der Zukunftsvisionen, die mit Hilfe der Wasserstofftechnologie realisiert werden sollen. Schon in wenigen Jahren sollen mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellen Umweltverschmutzer wie Benzin- oder Dieselmotoren ablösen. Bei Shell geht man davon aus, dass im Jahre 2020 die Hälfte der neu zugelassenen Fahrzeuge mit Wasserstoff betrieben wird. Die ersten Serienfahrzeuge werden 2004 erwartet.

Obwohl derzeit noch unklar ist, ob sich die Wasserstofftechnologie so schnell am Markt durchsetzen wird, experimentieren fast alle großen Automobilhersteller, wie Ford, Honda, VW und DaimlerChrysler, mit der neuen Technologie. Und die EU-Kommission will die Entwicklung von Brennstoffzellen für den Einsatz in Kraftfahrzeugen mit rund 180 Millionen Mark fördern. Eine Premiere ist für nächstes Jahr angekündigt: Dann soll in Berlin der weltweit erste Linienbus fahren, der mit einer Brennstoffzelle ausgerüstetet ist. Hersteller ist MAN.

Die Energie erzeugen Brennstoffzellen aus den beiden Elementen Wasserstoff und Sauerstoff. In zahlreichen hintereinander geschalteten Minizellen werden die beiden Elemente zusammengeführt. Dabei wird die Reaktionsenergie in Strom und Wärme umgewandelt. Als Abgas entsteht lediglich Wasserdampf. Zudem können Brennstoffzellen ein großes Leistungsspektrum abdecken. So können sie sowohl zum Betrieb von kleinen Elektrogeräten als auch zur dezentralen Energieversorgung von Häusern eingesetzt werden. Motorola zum Beispiel will demnächst eine Brennstoffzelle für Handys und Laptops auf den Markt bringen. Und der Konzern RWE wird im Frühjahr nächsten Jahres einen Feldtest mit 50 Hausenergieanlagen beginnen.

Ein grundsätzliches Problem jedoch bleibt. „Wasserstoff ist keine Energie, Wasserstoff ist ein Energieträger, für dessen Herstellung Energie aufzuwenden ist“, sagt Winter. Auch wenn die Energie in Brennstoffzellen effizienter genutzt werden kann als in herkömmlichen Verbrennungsmotoren, die zentrale Frage wird sein, welche Primärenergie genutzt wird, um Wasserstoff durch Abspaltung von zum Beispiel Wasser oder Methanol zu gewinnen. Die bisher produzierten Brennstoffzellen-Autos nutzen dafür unter anderem Erdgas oder Methanol. Doch nur wenn die fossilen Energieträger auch hier durch die erneuerbaren Energien Windkraft oder Sonnenergie abgelöst werden, wird die Umwelt profitieren.

WOLFGANG LÖHR

Internet: www.hyforum2000.de