: Zwei hohe Militärs in Kroatien inhaftiert
Trotz Androhung terroristischer Gewalttaten geht Kroatiens Regierung gegen mutmaßliche Kriegsverbrecher vor
SPLIT taz ■ Zwei Generäle und 10 weitere mutmaßliche Kriegsverbrecher sind am Dienstagabend nach einer Aufforderung des Den Haager Tribunals in Kroatien verhaftet worden. General Ivan Andabak und Generalmajor Ignac Kostroman sind prominente Militärs, denen Kriegsverbrechen in Bosnien und Kroatien zur Last gelegt werden. Andere Verhaftete sind verdächtigt, die Ermordung des für das Tribunal wichtigen Zeugen Milan Levar in Gospic geplant und durchgeführt zu haben. Die Verhaftungen erfolgten, nachdem das führende Mitglied der ehemaligen Regierungspartei HDZ, Vladimir Seks, öffentlich mit terroristischen Aktionen gegen die sozialdemokratische Regierung und den Präsidenten Kroatiens, Stipe Mesić, gedroht hatte, sollten kroatische Generäle nach Den Haag ausgeliefert werden.
General Ivan Andabak gehört zum inneren Kreis der kroatischen Extremisten in Bosnien und Herzegowina. Ihm werden nicht nur Mitgliedschaft in dem berüchtigten „Bataillon der Verdammten“ des Chefs der kriminellen Unterwelt von Mostar, Mladen Naletilić, genannt Tuta, zur Last gelegt. Er wird auch beschuldigt, die Zerstörung der berühmten „Alten Brücke“ von Mostar am 9. November 1993 befohlen zu haben. Dem schon in den 80er-Jahren im Exil aktiven Andabek werden zudem Verbindungen zur irischen IRA nachgesagt. Ignac Kostoman gehörte zum engeren Kreis um den in Dan Haag angeklagten ehemaligen Vizevorsitzenden der bosnischen HDZ, Dario Kordić, und soll einer der Organisatoren des Massakers von Ahmici am 16. April 1993 sein. Beide Generäle werden zudem mit Korruption in Verbindung gebracht. Nach der Verschleppung einiger Verfahren gegen Kriegsverbrecher war die kroatische Regierung in Verdacht geraten, sich den Drohungen der Extremisten zu beugen. Mit den jüngsten Verhaftungen dürfte dieser Verdacht ausgeräumt sein. ERICH RATHFELDER
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen