: Ausschlafen im Norden
In Hamburg nur eine Razzia bei „Blood & Honour“-Anhänger. Nazis hatten für morgen Konzert in Tostedt oder Elmshorn geplant ■ Von Andreas Speit
Die Neonazis der „Blood & Honour (B&H) Sektion Nordmark“ konnten gestern ausschlafen. Während bundesweit Polizeibeamte gegen sechs Uhr in der Früh neun führende Aktivisten der „B&H Division Deutschland“ weckten, um ihnen die Verbotsverfügung zu überreichen, erhielten die leitenden Kader der Sektion Nordmark, Sascha Bothe und Stefan Silar aus Tostedt, keinen Besuch. Nur einen „Kameraden“ des international verbundenen Neonazinetzwerkes weckte die Polizei im Zuge der Amtshilfe in Hamburg. Wen und wo, wollten Polizei und Staatsanwaltschaft auf Anfrage nicht sagen.
Auch das in der Samtgemeinde Tostedt angemietete Postfach der militanten Neonazistruktur blieb unbeachtet. „Die Aktivitäten sind uns natürlich bekannt“, erklärt Rüdiger Hesse, Presseprecher des Niedersächsischen Verfassungschutzes, „aber warum bei den Personen aus Tostedt keine Durchsuchungen stattgefunden haben, kann ich nicht sagen.“ Unbehelligt blieben auch die Pinneberger Kader Klemens Otto und Christoph Otto, die in dem „B&H-Magazin Deutschland“ über ihre Aktionen aus Nordeutschland berichten.
Nachdem 1998 der Berliner B&H-Kader Stephan Lange alias „Pinnochio“ die B&H-Kader dazu aufrief „Patrioten verschiedener Stilrichtungen zu sammeln“ und „in dem Kampf“ zu führen, bemühten sich Bothe und Silar, die B&H-Nordmark aufzubauen. Alleine in den vergangenen drei Monaten verstalteten sie drei Neonaziskinhead-Konzerte in Norddeutschland, zu denen zwischen 400 und 800 Nazis kamen und einen „Balladenabend“ im Neumünsteraner „Club 88“, dem die Stadt mittlerweile die Konzession entzogen hat.
Unterstützt werden sie von dem Hamburger Torben Klebe, der den B&H-CD-Vertieb zwischen Skandinavien und Deutschland abstimmt und auch den im August verbotenen „Hamburger Sturm“ anführte. Er organisierte Anfang August – unbehelligt von der Hamburger Polizei – ein als „Verlobungsfest“ getarntes Nazikonzert in Billstedt. Die Sektion Nordmark rühmt sich außerdem, an den Aufmärschen der Freien Nationalisten teilzunehmen und Wehrsportübungen in Norden Deustchlands durchzuführen.
Für morgen hatten Bothe und Silar ein Konzert im Raum Elmshorn oder Tostedt geplant. „Das werden wir nicht zulassen“, verspricht Hesse, „alle Nachfolgeorganisation sind ebenso verboten.“ Morgen Vormittag steht auch noch der „Solidaritätsmarsch“ für den „Club 88“ auf dem Programm der Nazis. Unter Auflagen dürfen sie, angeführt von Worch, ab 12 Uhr durch Neumünster marschieren.
Ab 10 Uhr sind in der Innenstadt Gegenaktionen geplant, an denen sich auch die schlewig-holsteinische Ministerpräsidenten Heide Simonis (SPD) und IG-Metall Bezirksleiter Frank Teichmüller beteiligen wollen.
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