piwik no script img

RandnotizenSprachgewirr irritiert

■ Feinarbeit im Bunkermordprozess beginnt

Im Bunker-Mordprozess verweigerten gestern zwei von vier Angeklagten die Aussage. Vorgestern hatten zwei weitere Angeklagte, Iskender T. und Ahmet T., sich gegenseitig des Mordes an der Kurdin Ayse Dizim (18) beschuldigt. Auch in der Schilderung, wie deren in der Moschee angetrauter Mann Serif Alpsozman (23) in der Nacht des 24. August 1999 am Bunker Valentin ums Leben gebracht wurde, widersprachen sie sich. Dabei gaben beide Männer an, die Tat aufgrund eines Befehles aus der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK begangen zu haben. Den als Drahtzieher der PKK mitangeklagten Mehmet E. belasteten sie dabei jedoch nicht schwerwiegend. Er sei bei den Anweisungen zum Töten involviert gewesen, hieß es. Der Mordbefehl sei jedoch von einem polizeilich gesuchten PKK-Kader genannt Servet gekommen.

Der wegen Mittäterschaft als PKK-Drahtzieher angeklagte Mehmet E. schwieg gestern zu den Darstellungen der Mitangeklagten. Auch der schwer diabeteskranke Sheymus M. äußerte sich nicht. Nach den bisherigen Darstellungen käme ihm die Rolle eines Fahrers zu. Er soll die Gruppe der drei jetzt wegen Mordes Angeklagten sowie das ermordete Paar in einem geliehenen Auto zum Tatort gefahren haben. Dort habe er – so die teilweise strittige Darstellung – den gelähmten Serif Alpsozman mehrfach überfahren.

Während der gestrigen Verhandlung wurden Details der bisherigen Schilderungen gehört. Dabei kam es zu Sitzungsbeginn zu Nachfragen des Staatsanwaltes nach der Kompetenz des Übersetzers von Iskender T. Dessen Übersetzer hatte gestern im Gerichtssaal Kopfschütteln ausgelöst, als er die Darstellungen des Angeklagten zum Tathergang mit teils unverständlichen, teils missverständlichen deutschen Satzfragmenten präsentierte. So sollte Iskender T. über den Mitangeklagten und dessen Beziehung zur PKK gesagt haben: „Er gehört denen“. Eine Äußerung, die im Kontext Ahmet T.s Einlassung bestätigt hätte, dass er erpressbar gewesen sei. Erst auf Nachfragen stellte sich heraus, dass Iskender T. gesagt hatte: „Er gehört zu denen. Er ist ein guter Mann der PKK.“ Nach einer Beratung entschied die Kammer, den Angeklagten teilweise erneut zu hören. ede

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen