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Pleiten am Neuen Markt

Um den verschobenen Börsengang freundlich zu gestalten, müssen bei Alta Vista ein Viertel der Mitarbeiter gehen. Internetspezialist Gigabell stellt Insolvenzantrag

BERLIN/NEW YORK rtr/ap ■ Entlassungen sind der Preis für einen möglichst guten Börseneinstieg von Alta Vista. Wie das Unternehmen in Paolo Alto mitteilte, werden sich 225 der 1.000 Mitarbeiter eine neue Arbeitsstelle suchen müssen. Dies sei nur einer von vielen Schritten, um profitabler zu werden, erklärte die Konzernspitze von Alta Vista.

Die Muttergesellschaft CMGI hatte Alta Vista vom Computerproduzenten Compaq gekauft und hält nun 80 Prozent der Anteile. Auf Grund der schlechten Börsenstimmung war der Börsengang bereits einmal verschoben worden. Die Neuemission ist nun für Ende Januar geplant. Der Internetprovider, derzeit mit 17,4 Millionen Zugriffen monatlich, will sich künftig vermehrt auf das Kerngeschäft „Suchmaschine“ konzentrieren. Um gegen den Hauptkonkurrenten und Marktführer Yahoo! (49 Millionen Nutzer) zu bestehen, solle in die nächste Generation der Suchtechnik investiert und in mehr als 35 Länder expandiert werden.

Bisher ist Alta Vista in sieben Ländern vertreten. Seit seiner Gündung liefen Verluste von rund 1,8 Milliarden Mark auf.

Indes ging mit Gigabell das erste Unternehmen am Neuen Markt in Frankfurt pleite. Der Telekommunikations- und Internetspezialist gibt „Gründe der Sorgfaltspflicht“ für den Gang zum Insolvenzrichter an. Zwar lag der Umsatz im ersten Halbjahr 2000 mit 133 Prozent im Plus. Der Verlust war aber mit 24,2 Millionen Mark größer als der Umsatz. Die Börse reagierte mit krassem Preissturz: Im Frühjahr noch 130 Euro wert, sackte die Gigabell-Aktie am Freitag auf nur noch zehn Euro ab.

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