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400 Arzneien vom Aussterben bedroht

Bundesgesundheitsministerin Fischer legt Liste mit Medikamenten vor, die aus dem Kassenkatalog gestrichen werden

BERLIN taz ■ Vom Alpenfrauenmantelkraut bis zum Zitwerwurzelstock reicht die neue alphabetische Negativliste der „unwirtschaftlichen“ pflanzlichen Arzneimittel, die das Gesundheitsministerium gestern veröffentlichte. Auch zahlreiche homöopathische und chemische Mittel stehen auf dem Index der Medikamente, die nicht von den Krankenkassen finanziert werden sollen. Insgesamt hat Gesundheitsministerin Andrea Fischer 400 Arzneistoffe aus dem Kassenkatalog gestrichen. Dies sei notwendig geworden, weil die aktuelle Negativliste bereits zehn Jahre alt und somit überholt sei.

Mit der Neufassung will Fischer die Krankenkassen und damit die Beitragszahler „von unnötigen Arzneimittelausgaben in Höhe von 360 Millionen Mark“ entlasten. Fischers Verordnung muss nun noch von Bundestag und Bundesrat abgesegnet werden. Die Liste enthält Mittel, „die Bestandteile enthalten, die nicht für das Therapieziel oder zur Minderung von Risiken notwendig sind oder deren therapeutischer Nutzen nicht nachgewiesen ist“.

Schon bisher waren rund 2.000 Arzneistoffe oder Zubereitungen auf der Negativliste. Das entspricht etwa einem Prozent der Verordnungen. Andrea Fischer will die Negativiste bis Mitte kommenden Jahres durch eine Positivliste ersetzen. Dabei werden voraussichtlich noch sehr viel mehr als die gestern bekannt gewordenen Arzneien als „unwirtschaftlich“ durch das Raster fallen.

Der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen, Wolfgang Schmeick, warf der Ministerin „mangelnde Traute“ bei der Ausgrenzung unwirtschaftlicher Medikamente vor. Allein im vergangenen Jahr hätten sich die Kosten für Medikamente mit umstrittener Wirksamkeit auf knapp zwölf Prozent oder rund 4,5 Milliarden Mark belaufen. Auch eine konsequentere Verordnung von günstigen Nachfolgepräparaten biete Einsparmöglichkeiten von jährlich 2,5 Milliarden Mark. Beim Vertrieb von Arzneimitteln könne ebenfalls viel Geld gespart werden. Eine Sprecherin des Verbandes erklärte gegenüber der taz, auch Ärzte sollten Medikamente an ihre Patienten verkaufen dürfen. In Großbritannien habe sich auch der streng kontrollierte Verkauf von Arzneien im Internet bewährt. Der Bundesverband der Allgemeinen Ortskrankenkassen sieht diesen Vorschlag allerdings skeptisch.

Es zeichnet sich ab, dass das Arznei- und Heilmittelbudget für 1999 insgesamt um rund 1,1 Milliarden Mark überschritten werden wird. Mindestens acht der insgesamt 23 Kassenärztlichen Vereinigungen hätten ihr Ausgabenlimit nicht eingehalten. TINA STADLMAYER

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