: Der Protest hat schon Tradition
Von Berlin 1988 bis Washington 2000: Immer wieder kommt es während der Tagung zu Massenprotesten
Seit den Siebzigerjahren protestieren in den so genannten Entwicklungsländern immer wieder Menschen gegen vom Internationalen Währungsfonds (IWF) verordnete Preiserhöhungen und Sozialabbau. Die Achtzigerjahre standen in Lateinamerika im Zeichen der Schuldenkrise und den Protesten gegen das Schuldenmanagement des IWF.
Berlin 1988: Im September 1988 erleben der Fonds und die Weltbank die bisher massivsten Proteste in einem Industrieland. Bis zu 80.000 Demonstranten fordern im damaligen West-Berlin „Schuldenstreichung sofort!“ 3.000 Menschen diskutieren auf einem Gegenkongress in der TU Alternativen zur Politik von IWF und Weltbank. Immer wieder kommt es zu Protesten. Nobelhotels werden belagert, die Polizei kesselt mehrere hundert Demonstranten stundenlang ein, insgesamt werden über 900 Personen festgenommen.
Bangkok 1991: Die beiden Finanzinstitutionen halten an ihrer Tagung in der thailändischen Hauptstadt fest, obwohl dort nur wenige Monate zuvor das Militär erneut gegen die gewählte Regierung geputscht hat. Thailändische und internationale Nichtregierungsorganisationen (NGO) begnügen sich mit zwei Gegenkongressen mit mehreren hundert Teilnehmern. Im Mittelpunkt steht die Kritik an Großstaudämmen.
Madrid 1994: 5.000 Menschen fordern im Jubiläumsjahr der beiden Finanzinstitutionen „50 Jahre sind genug“. Trotz großer Sicherheitsvorkehrungen gelingt es Greenpeace-Aktivisten innerhalb des Kongresszentrums, König Juan Carlos bei seiner Rede zu stören. 200 NGOs fordern die Hälfte der Schulden der Entwicklungsländer innerhalb eines Jahres zu streichen, derweil die Vertreter von Entwicklungs- und Industrieländern über die Kapitalaufstockung des IWF streiten.
Hongkong 1997: In der ostasiatischen Finanzmetropole fallen kurz nach der Rückgabe der früheren britischen Kronkolonie an China die Proteste gering aus. Das Ausmaß der kurz zuvor in Thailand ausgebrochenen Asienkrise ist noch nicht voll zu erkennen. Gestritten wird über die Rolle der Währungsspekulation in der Asienkrise. Die 300 Demonstranten protestieren vor allem gegen die Arbeitsbedingungen in chinesischen Exportbetrieben.
Washington April 2000: Erstmals kommt es bei den jährlichen Früjahrstagung von IWF und Weltbank in der US-Haupstadt zu Protesten und Krawallen auf der Straße, wo sonst nur Spezialisten von NGOs ihre Kritik austauschen.
Ermuntert durch die erfolgreichen Proteste während der Tagung der Welthandelsorganisation (WTO) im November vergangenen Jahres in Seattle demonstrieren in Washington 20.000 Menschen. 1.300 werden festgenommen. SVEN HANSEN
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