piwik no script img

Das kleine Fernsehspiel

Die Slam-Poeten Hogekamp und Wollenberger und das U-Bahn-TV „Berliner Fenster“

„Bubi Scholz erstickt an Schrippe.“ Ein Satz, über den sich die Leute in der U 9 schief und kringelig lachen. Allerdings nicht, weil sie beim Nachbarn in die Zeitung geschaut haben, sondern weil diese Schlagzeile des Berliner Kuriers über die Monitore des U-Bahn-Fernsehens „Berliner Fenster“ flimmert, das seit einiger Zeit auf Sendung ist und BVG-Infos, Werbung, ein Berlin-Magazin und Meldungen aus dem Tagesgeschehen zeigt.

Während für den redaktionellen Teil der Berliner Kurier sorgt, sind für das Cutten der 15-minütigen Sendeschleifen zwei Berliner Poetry-Slammer zuständig sind: Knud Wollenberger und Wolfgang Hogekamp. Wollenberger landete letztes Jahr in den Top Fünf des National Slam in Weimar. Und Hogekamp führte mit anderen zu Beginn der Neunziger das Slammen in dieser Stadt ein. „Als ich den Effekt der Kurier-Schlagzeile erlebte, wurde mir klar, wie direkt die Leute auf unser Medium reagieren – in der Hinsicht ist das schon vergleichbar mit Poetry Slams“ erzählt Hogekamp am Rande der Berlin Beta 3.0.

Zur Digitalen-Medien-Konferenz wurde er eingeladen, weil das „Berliner Fenster“ eines jener von der Branche so geliebten „Bastard-Medien“ ist. „Wir sind kein richtiges Fernsehen“, sagt Hogekamp. „Wir senden in digitaler Technologie ohne Ton. Um den fehlenden Audio-Kanal zu kompensieren, brauchen wir das Doppel-Monitor-System. Auf dem linken sehen die BVG-Gäste die Bilder, auf dem rechten die ergänzenden Informationen. Die werden dann von uns als Text oder Grafik aufbereitet.“ Wer aber die U 9 noch immer nicht aus lauter Spaß am Fernsehen benutzen möchte, dem bleiben Hogekamps www.spokenwordberlin.net und ein Sex-Slam im Maria am Ostbahnhof: Am Mittwochabend werden dort Tanja Dückers und Bastian Böttcher indiskret. Und Knud Wollenberger erzählt von Erotik und Stullen.

CHRISTOPH BRAUN

Berliner Fenster: täglich in der U 9. Poetry-Slam „Sex“: 27. 9., 22 Uhr, Maria

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen