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Tanker unter Segeln

■ Eine der weltweit größten Schiffbau-Messen präsentiert in Hamburg neue Antriebe, zu denen noch der Mut fehlt

Der Katalog ist dicker als ein Tom-Brikett und so schwer wie ein Ziegelstein. Mehr als 1300 Unternehmen aus 46 Nationen stellen noch bis morgen auf dem Messe-Gelände ihre Angebote zum Schiffbau und zur Schiffsausrüstung vor. Neben umweltfreundlichen Dieselmotoren, Brennstoffzellen-Antrieben, Navigationssystemen und Bergungsgeräten, werden TBT-freie Schiffsanstriche und Segelsysteme für Frachter präsentiert. Die beiden Hamburger Traditionsfirmen Schaar & Niemeyer und Wilhelm Richers nutzten die Messe „SMM 2000“, um ihre künftige Zusammenarbeit bekannt zu geben.

Am Stand des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) präsentiert Heinz Otto vom Bundesverband Windenergie (BWE) die Windkraft als Schiffsantrieb der Zukunft. Der Umwelt-Kämpe wirbt für ein Konzept, das die Kieler Lindenau-Werft zusammen mit der Hamburgischen Schiffbau-Versuchsanstalt und der Friedrich Weiß-Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft ausgetüftelt hat: Mit zwei automatisch betriebenen, witterungsbeständigen Segeln kann ein Frachter etwa 20 Prozent Treibstoff sparen.

Das System kommt nach Angaben der Entwickler ohne zusätzliches Personal aus, wird durch einen Computer am Wind gehalten und hat sich nach zwei bis drei Jahren amortisiert. Trotz der gestiegenen Schwerölpreise hat sich bisher noch kein Reeder getraut, diese Idee auszuprobieren.

Das gleiche Schicksal teilt ein Schiffstyp, den die Kopenhagener Firma Knud E. Hansen entwickelt hat. Der Frachter kann wahlweise segeln oder mit seiner Maschine fahren, ganz wie der Wind steht. Auf der Route von Amsterdam nach Südamerika ließen sich auf diese Weise 20 bis 25 Prozent des Treibstoffes sparen, versichert Verkaufsdirektor Christian Schack. Das entspreche 40 bis 45 Prozent der anfallenden Transportkosten.

Die Nachteile der von der dänischen Regierung geförderten Entwicklung: So ein Schiff wäre in der Anschaffung rund 15 Prozent teurer und langsam. Aufgrund der besonderen Rumpfform könnte es mit dem Maschinenantrieb acht Knoten machen, mit den Segeln elf Knoten. Herkömmliche Frachtschiffe fahren mit 12 bis 16 Knoten.

Die Segelschiff-Zeit stand in voller Blüte, als die Schiffsausrüster Wilhelm Richers und Schaar & Niemeyer 1856 und 1851 in Hamburg gegründet wurden. Während Schaar & Niemeyer vorwiegend Handelsschiffe beliefern, vom Ersatzteil bis zum Brotlaib, hat sich Wilh. Richers auf die Passagierschifffahrt spezialisiert. Beide Unternehmen zusammen haben nach eigenen Angaben Kunden und Niederlassungen auf der halben Welt.

Aufgrund der Zusammenarbeit wird Wilh. Richers sein bisheriges Lager am Veddeler Damm kündigen. Dafür wird das Lager von Schaar & Niemeyer am Ellerholzdamm um 1800 Quadratmeter erweitert. Bis zu 12.000 verschiedene Artikel sollen dort untergebracht werden. Die Partner suchen händeringend technische Einkäufer. Gernot Knödler

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