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Sonnenblumen auf Spanisch

„Girasoles – Sonnenblumen e. V.“ heißt der neue spanisch-deutsche Kindergarten in Berlin. Diese Woche wurde er eröffnet. Die Nachfrage nach bilingualer Erziehung ist groß. Sogar ein Inder schickt sein Kind hierher, damit es eine populäre Sprache lernt

von INGRID GEGNER

Weil in Berlin 8.500 spanischsprachige Menschen wohnen. Weil Spanisch von über 300 Millionen Menschen auf der Erde gesprochen wird. Weil man ohne zweite Fremdsprache beruflich nicht weit kommt. Oder einfach weil Fünfjährige am Strand in Malaga mit anderen Kindern über Sandburgen plappern können: Alles Gründe für einen spanisch-deutschen Kindergarten – und besonders in Berlin ist die Nachfrage groß. „Wir müssen immer mehr Eltern enttäuschen“, sagt Christoph Weigel vom spanisch-deutschen gestaltpädagogischen Kindergarten „Caracol“ in Wilmersdorf. Doch der Pädagoge muss jetzt keine Eltern mehr abweisen, sondern kann sie weitervermitteln: Diese Woche wurde der zweite spanisch-deutsche Kindergarten Berlins eröffnet: „Girasoles – Sonnenblumen e. V.“

Der neue bilinguale Kindergarten ist die Idee von drei Elternpaaren – einem deutschen, einem deutsch-österreicherischen und einem deutsch-argentinischen Paar – und einer gebürtigen Kubanerin. Zwei Erzieherinnen waren früher für „Caracol“ tätig. In dieser Institution schuf man bei der Gründung vor drei Jahren Platz für 42 Kinder. Nun werden drei Gruppen mit insgesamt 74 Kindern betreut, 60 stehen auf der Warteliste.

Die drei Multikulti-Ehepaare in Charlottenburg wollen ihren bilingualen Kindergarten nach eigenen Ideen gestalten. „Bei uns ist die Bilingualität als pädagogisches Konzept an wichtigster Stelle“, sagt die Geschäftsführerin von Girasoles, Christina Naranjo. Bei „Caracol“ stehe die Gestaltpädagogik im Vordergrund – eine alternative Erziehungsmethode, die ähnlich wie Montessori oder Waldorf arbeitet.

Bei „Girasoles“ in Charlottenburg werden die Kinder parallel von einer Spanisch sprechenden Erzieherin mit Deutschkenntnissen und einer Deutschen mit Spanischkenntnissen betreut. Anrufe interessierter Eltern kommen nicht nur aus spanisch-deutschen Ehen. „Wir haben auch einen Inder als Vater, der es einfach gut findet, dass das Kind eine populäre Sprache lernt“, sagt Vorstand Peter Prätorius. Der Kindergarten ist auch als Vorbereitung auf die Europaschule gedacht.

Einen Kindergartenplatz bezahlt zu 78 Prozent der Senat, während 13 Prozent die Eltern tragen müssen. Den Rest hat der Kindergarten zu erwirtschaften oder durch Spenden oder Sponsoren zu beschaffen. Der Anteil variiert allerdings nach Einkommen der Eltern. „Wir erheben eine zusätzliche Gebühr, weil wir noch Frühstück anbieten“, sagt Naranjo. Mehrkosten entstehen zudem durch die Bilingualität: Statt der staatlich vorgeschriebenen Quote von eineinhalb ErzieherInnen betreuen bei Girasoles je zwei Erzieherinnen eine Gruppe. Und das Multikulti-Konzept kommt an: „Es hat sich sogar ein südamerikanischer Koch beworben“, sagt Prätorius.

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