: Castor-Alarm in Philippsburg
Angeblich nächste Woche Urlaubssperre für Polizei in Baden-Württemberg. Ab Sonntag beginnen die Blockadeaktionen in Philippsburg, um die Transporte so schwierig wie möglich zu machen. Greenpeace schon heute an drei AKW-Toren bundesweit
von REINER METZGER
1998 verbot die damalige Bundesumweltministerin Angela Merkel Atomtransporte aus deutschen Atomkraftwerken wegen Mauscheleien mit den Strahlengrenzwerten. Seit dem 21. September sind wieder alle Transporte genehmigt, nächste Woche soll es losgehen: Nach Informationen der Organisation „X-1000mal quer – überall“ (www.x1000malquer.de) hat die Polizei in Baden-Württemberg vom 18. bis 20. Oktober Urlaubssperre. Das hätten „zahlreiche“ Polizisten des Bundeslandes berichtet.
Die Polizei würde benötigt, um einen Atomtransport vom AKW Philippsburg (Betreiber: der Stromkonzern Energie Baden-Württemberg, EnBW) in die französische Wiederaufarbeitungsanlage La Hague zu bringen. Ein Sprecher des Betreibers EnBW bestätigte gestern nur das Bekannte, nämlich dass derzeit abgebrannte Brennelemente aus dem Abklingbecken des Reaktors in einen französischen Behälter vom Typ TN-13/2 umgeladen würden. „Wir wünschen uns zwar Oktober als Transportmonat, ob das realisierbar ist, ist noch offen“, hieß es weiter.
Offen ist vor allem, wie viele Polizisten nötig sein werden. Der Plan der Blockierer: Ab Sonntag dauerhaft mit möglichst vielen Leuten vor Ort sein. Dann ist die Polizei gezwungen, ebenfalls massiv präsent zu sein – schließlich könnten sonst die Schienen in den folgenden Tagen und Nächten allzu nah begutachtet werden. Selbst wenn der Atomtransport schließlich durchkäme, wäre der Aufwand für den Staat enorm.
Ein solcher Aufwand lasse sich keinesfalls achtmal alleine noch in diesem Jahr betreiben, so Jochen Stay vom Aktionsbündnis. So viele Atomtransporte hätten die AKW-Betreiber gerne in die Wiederaufarbeitungsanlagen im Ausland geschickt, damit ihre Brennelementelager wieder aufnahmebereit sind für strahlende Röhren aus anstehenden Brennelementewechseln der laufenden Reaktoren. Für die Anti-Atom-Bewegten wird in Philippsburg die Großküche Rampenplan kochen. Zirkuszelte sollen ab dem Wochenende gegen eventuell schlechte Witterung schützen.
Bei Aktionen von Greenpeace gegen die geplante Wiederaufnahme von Atommülltransporten sind gestern drei Umweltschützer nach Angaben der Organisation vom Werksschutz in Philippsburg verletzt worden, außerdem gab es dort 35 Festnahmen. Insgesamt 100 Greenpeace-Leute hatten am frühen Morgen zeitgleich an den drei Atomkraftwerken Stade (Niedersachsen), Biblis (Hessen) und Philippsburg protestiert. Sie schweißten große X-Symbole auf Zufahrtstore und -gleise, einige ketteten sich zudem an.
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