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Ehre für Ibrahim

Der „Euthanasie“-Arzt bleibt Ehrenbürger von Jena

JENA taz ■ Obwohl eine Mehrheit der Stadträte dagegen ist, bleibt der an der NS-„Euthanasie“ beteiligte Kinderarzt Jussuf Ibrahim (1877 – 1953) Ehrenbürger von Jena. Ein Antrag des Hauptausschusses, den Mediziner nicht mehr als Ehrenbürger anzusehen, scheiterte am Mittwochabend an der Hürde Zweidrittelmehrheit. Für den Vorschlag votierten 22 Abgeordnete, neun stimmten dagegen, acht enthielten sich. Inzwischen wurden juristische Bedenken zum Votum laut.

Die Tatsache, dass Ibrahim nach 1941 nachweislich behinderte Kinder in den Tod schickte, wird seit Monaten in Jena kontrovers diskutiert. Am Mittwoch entschuldigte sich Oberbürgermeister Peter Röhlinger (FDP) erstmals offiziell bei den Euthanasie-Opfern und deren Familien. Für den langjährigen Euthanasie-Forscher Ernst Klee aus Frankfurt/Main ist dies ein schwacher Trost. Denn: „Ehrenbürger Ibrahim – das ist eine Verharmlosung von Naziverbrechen.“ Zumal die Stadträte mit dem zaghaft formulierten Vorschlag ohnehin nur die Wahl „zwischen Ja und Ja“ gehabt hätten, so Klee. KATRIN ZEISS

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