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Immer an vorderster Front

Seit gestern steht Hans-Joachim Klein wegen des Opec-Attentats in Frankfurt vor Gericht

FRANKFURT taz ■ Die Tat, die in Saal 165 C des Frankfurter Landgerichts verhandelt wird, liegt ein Vierteljahrhundert zurück. Die politischen Verhältnisse „und mit ihnen auch die Menschen“ hätten sich seither nachhaltig verändert, sagt der Vorsitzende Richter Heinrich Gehrke. Trotzdem müsse verhandelt werden, da Mord nicht verjähre.

Angeklagt ist Hans-Joachim Klein, dem die Staatsanwaltschaft Geiselnahme, Mord in drei Fällen sowie dreifachen Mordversuch vorwirft. Der 52-Jährige war 1975 an einem Überfall auf die Ministerrunde der Opec in Wien beteiligt, der im Auftrag der palästinensischen Befreiungsbewegung von Illich Ramirez Sanchez alias „Carlos“ geleitet wurde. Mit angeklagt ist der 58-jährige Rudolph Schindler, der an der Vorbereitung der Tat beteiligt gewesen sein soll.

Gehrke kritisierte die Staatsanwaltschaft scharf, weil sie öffentlich über Verbindungen Kleins zur alten Frankfurter Sponti-Szene und den Mord an dem hessischen Wirtschaftsminister Heinz Herbert Karry 1981 spekuliert hatte.

Am ersten Prozesstag erzählte Klein gestern, wie er 1967 als gelernter Autoschlosser zur Studentenbewegung kam. Nach dem Tod der Mutter hatte ihn der Vater zunächst in ein Heim gegeben. Gegen seinen Willen muss Klein schließlich zum Vater zurück, einem Trinker. Klein rebelliert und schließt sich einer Gruppe von Kriegsdienstverweigern an. Dann entscheidet er sich, zur Bundeswehr zu gehen – „in dem ganz naiven Glauben“, diese revolutionieren zu können. Klein lernt die Galionsfiguren der 68er-Revolte kennen – Rudi Dutschke, Daniel Cohn-Bendit und Joschka Fischer. Bei Straßenschlachten und im Häuserkampf sei er immer „an vorderster Front“ gewesen. Klein engagiert sich in der „Roten Hilfe“ und betreut RAF-Gefangene.

Doch er überwirft sich mit der RAF und wird 1974 von den „Revolutionären Zellen“ rekrutiert. „Das war ein Konkurrenzunternehmen.“ 1975 wird er Sanchez vorgestellt. Nach dem Opec-Attentat, so habe er damals geglaubt, könne er unerkannt wieder in Frankfurt leben. Der Prozess wird morgen fortgesetzt.

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