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E-Mails für Folteropfer

amnesty international setzt bei der weltweiten Anti-Folter-Kampagne auch auf die Nutzung der neuen Medien – und auf die Unterstützung von Promis

BERLIN taz ■ Da sitzt sie nun auf dem Podium der Bundespressekonferenz und soll begründen, warum sie sich für die Anti-Folter-Kampagne von amnesty international einsetzt. Doch Meret Becker erklärt erst einmal, warum sie sich bisher nicht engagiert hat. „Ich war immer ganz beruhigt, dass es amnesty gibt“, räumt die Schauspielerin ein, „ich dachte mir, die machen das schon.“ Erst als sie vor kurzem von amnesty um Hilfe gebeten wurde, sei ihr klar geworden: „Amnesty ist absolut abhängig von Einzelpersonen, die sich persönlich einsetzen.“

Die Generalsekretärin der deutschen ai-Sektion, Barbara Lochbihler, freut sich über die Unterstützung – gerade bei der Kampagne gegen die Folter, einem Thema, „mit dem sich niemand beschäftigen will“. Dabei sei das Problem dringender denn je. In über 130 Ländern der Erde sei „Folter nach wie vor an der Tagesordnung“. Neben Meret Becker werden sich Johannes Mario Simmel und Roger Willemsen an der Anti-Folter-Kampagne beteiligen.

Mit Hilfe der bekannten Namen will amnesty erreichen, dass sich mehr Menschen als bisher für Folteropfer in aller Welt stark machen. Man müsse immer wieder in Erinnerung rufen, wie wirksam die persönlichen Appelle an Regierungen und Behörden in aller Welt seien. „Ein Drittel der Aktionen haben Erfolg“, berichtet Lochbihler. Neben den konventionellen Briefen setzt amnesty jetzt auch auf die neuen Medien. Es gibt die Möglichkeit, unter www.stoptorture.org und www.amnesty.de per E-Mail Eilappelle zu Gunsten von Folteropfern abzusenden.

Stärker als bisher will amnesty auch die Bundesregierung in die Pflicht nehmen. Bei der Behandlung von Flüchtlingen würden auch in Deutschland Menschenrechte verletzt. Amnesty erinnerte an den Tod eines Sudanesen, der im vergangenen Jahr bei seiner Abschiebung in Frankfurt unter einem Motorradhelm erstickte. Das Bundesinnenministerium wies die Kritik gestern zurück. „Es gibt keinen einzigen Fall von Folter in Deutschland“, behauptete ein Sprecher. Auf innerstaatlicher Ebene seien die Forderungen von amnesty längst durchgesetzt. Eine spezielle Menschenrechtserziehung für deutsche Beamte sei unnötig.

LUKAS WALLRAFF

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