: Pause für Krieg und Frieden
Das Freitagsgebet der Muslime in Jerusalem verläuft relativ friedlich, doch im Westjordanland sterben erneut zwei Jugendliche. Übergänge zu Autonomiegebieten für Warenverkehr geöffnet
JERUSALEM ap/afp/dpa ■ Zu der befürchteten Eskalation der Auseinandersetzungen in den Autonomiegebieten, die von radikalen Palästinensern angekündigt worden war, ist es gestern offenbar nicht gekommen. Einen Tag vor dem Beginn des arabischen Gipfels in Kairo scheinen die Konfliktparteien eine abwartende Haltung einzunehmen. Von einem Ende der Gewalt, wie es Israel in seinem am Abend abgelaufenen Ultimatum an die Palästinenserführung gefordert hatte, kann jedoch keineswegs die Rede sein.
In angespannter Atmosphäre, aber ohne schwere Zwischenfälle verlief das Freitagsgebet in der Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg in Ostjerusalem, zu dem ein großes Aufgebot israelischer Sicherheitskräfte etwa 9.000 Palästinenser einließ. Auch die Beerdigung des am Donnerstag bei dem mehrstündigen Feuergefecht mit einer Gruppe von Siedlern nahe Nablus getöteten Palästinensers führte nicht zur Konfrontation, bei Protesten vor der jüdischen Siedlung Gusch Katif im Gaza-Streifen beließ es die israelische Polizei beim Einsatz von Tränengas.
Dennoch gingen überall im Westjordanland die Scharmützel zwischen jugendlichen Demonstranten und israelischem Militär weiter, die nach Angaben von palästinensischer Seite 60 Verletzte und zwei Tote forderten. Beim Einsatz israelischen Militärs gegen Steine werfende Jugendliche wurde in Salfit bei Nablus ein 14-jähriger Junge erschossen. In Ramallah erschossen israelische Militärs einen 13-Jährigen, wie Ärzte mitteilten.
Israel öffnete einen Grenzübergang nach Gaza, und auch die Allenby-Brücke nach Jordanien wurde wieder für den Warenverkehr geöffnet. Die Abriegelung der Palästinensergebiete blieb jedoch bestehen. Ein Berater Jassir Arafats warf der Regierung Barak vor, die Vereinbarungen von Scharm al-Scheich nicht umgesetzt zu haben.
Vor dem Beginn des arabischen Gipfels in Kairo vertraten Delegationsmitglieder die Ansicht, dass radikale Maßnahmen gegen Israel, etwa der von Syrien geforderte Abbruch aller Beziehungen, kaum zu erwarten seien. Vor allem Ägypten scheint entschlossen, die gemeinsame Haltung der arabischen Staaten lediglich in Form einer scharfen Verurteilung und der Forderung nach einer internationalen Untersuchungskommission Ausdruck finden zu lassen.
Auf palästinensischer Seite knüpfen sich vorwiegend wirtschaftliche Hoffnungen an den Gipfel. Als Ausdruck der arabischen Solidarität erwartet man die Einrichtung eines Hilfsfonds zur Stärkung der Verwaltung in den Autonomiegebieten.
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