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Gegen das Dauer-Aua

■ Kongress im CCH: Ärzte müssen chronische Schmerzen ernst nehmen und rasch behandeln. Aber vielen fehlt das Fachwissen

Wer sich gerade das Schienbein gestoßen hat, wird Burkhart Bromms Fachwissen gerne hören. „Akuter Schmerz ist etwas Gutes“, sagt der UKE-Professor, „er weist auf einen Schaden hin und zwingt den Betroffenen, etwas dagegen zu unternehmen.“ Wenn aber gar kein Schaden vorhanden ist, und es trotzdem wehtut – immer oder immer wieder –, dann wird das Dauer-Aua selbst zur Krankheit: Auf dem Deutschen Schmerzkongress, der gestern im CCH begann, diskutieren über 2000 Fachleute, wie man diesen PatientInnen – schätzungsweise 11 Millionen in Deutschland – helfen kann.

Drei Regeln sind nach Bromms Ansicht entscheidend. Erstens: Ärzte müssen den Schmerz ernst nehmen und dem Patienten glauben. Zweitens: Gleich zu Anfang müssten Medikamente gegeben werden, um zu verhindern, dass der Patient eine so genannte „Schmerzkarriere“ durchläuft. Die Wissenschaftler haben festgestellt, dass sich bei Menschen, die sich lange intensiv mit ihren Schmerzen beschäftigen, das Nervensystem verändert. Drittens: Ist letzteres bereits geschehen, sollte eine medikamentöse Therapie ergänzt werden durch psychologische Methoden wie Verhaltenstherapie, Stressbewältigungstraining oder progressive Muskelentspannung.

Die Realität in Arztpraxen sieht anders aus. „Wenn ein Schmerzpatient zum Arzt geht, ist es wahrscheinlicher, dass seine Schmerzen schlimmer werden, als dass er wirksam behandelt wird“, sagt Manfred Zimmermann, Professor an der Universität Heidelberg. Ärzte erlernten in ihrer Ausbildung nur den Umgang mit akutem Schmerz. Dabei bildeten Menschen mit chronischen Schmerzen die größte Patientengruppe bei niedergelassenen Ärzten: JedeR vierte komme deshalb in die Praxis.

Die Fachleute fordern deshalb, das Fach „Schmerztherapie“ verpflichtend im Ausbildungskatalog für MedizinstudentInnen zu verankern. Bisher gilt die entsprechende Zusatzbezeichnung für Ärzte – in Hamburg bereits etabliert – nicht einmal in allen Bundesländern.

Zu den aktuellen Forschungsergebnissen, die auf dem Kongress vorgestellt werden, gehört die Magnet-Enzephalographie. Sie misst direkt die Aktivität der Nervenzellen im Gehirn und ermöglicht erstmals, Schmerzempfinden auf dem Computerbildschirm sichtbar zu machen.

Heike Dierbach

Betroffene können sich an die Schmerzambulanz im UKE wenden, Anmeldung ist erforderlich unter 428 03-43 78

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