: Barrieren erkannt
■ Gutachten zeigt Wege, wie soziale Einrichtungen sich für MigrantInnen öffen
15 Prozent der HamburgerInnen sind MigrantInnen. Doch der Anteil derer, die soziale Einrichtungen besuchen, sei „sehr viel kleiner“, bemerkte Frauensenatorin Krista Sager gestern bei der Vorstellung eines Gutachtens über „interkulturelle Öffnung“ ebensolcher Einrichtungen im Stadtteil Dulsberg. Viele Treffs und Zentren, so Sager, würden „von Deutschen für Deutsche“ betrieben. Da MigrantInnen ebenso Steuern zahlen, müsse sich dies ändern.
Die Gutachterin Andrea Nispel sagte es drastischer: Angesichts steigender Zuwanderungszahlen würde jede Einrichtung, „die sich nicht sofort auf die Socken macht“, ihre Zukunftsfähigkeit verlieren. Im Auftrag des Gleichstellungsamtes arbeitete die Frankfurterin ein Jahr lang mit acht Dulsberger Einrichtungen zusammen, um „Barrieren zu identifizieren“ und „Prozesse“ in Gang zu setzen. Nispels Fazit: neben einer mehrsprachigen Öffentlichkeitsarbeit – viele verwechseln Beratungsstellen mit Behörden – müssten vorrangig Kompetenzen von „Menschen mit Migrationserfahrung“ genutzt werden und frei werdende Stellen an ebensolche gehen. Auch sei es sinnvoll, wenn deutsche Mitarbeiter Kenntnisse in anderen Sprachen erwerben.
Einige der Dulsberger Einrichtungen hatten schon vorher versucht, MigrantInnen einzubinden. Sie habe sich „jahrelang den Kopf darüber zerbrochen“, wie es gelingen könnte, dem AusländerInnenanteil gerecht zu werden, berichtet die Leiterin der Dulsberger Elternschule Sabine Düring. Seit kurzem leitet eine Türkin den Deutschkurs und auch ein offenes Café, Düring: „Und es läuft und läuft.“
Andere Einrichtungen hatten aber auch Angst vor einem zu großem Ansturm, der angesichts knapper Resourcen nicht zu bewältigen sei. So stieg das Stadtteilbüro Dulsberg wegen unklarer Zukunftsaussichten aus dem Projekt aus.
Krista Sager will die Ergebnisse des 80seitigen Gutachtens, das vor allem Mut machen soll, über Workshops mit Multiplikatoren anderen Stadtteilen nahebringen. Zu beziehen ist es für 3 Mark in Marken beim Senatsamt, Maria Jilko, Alter Steinweg 4, 20459 Hamburg.
Kaija Kutter
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