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„Balkonmonster“ offenbar gefasst

■ Hamburger Serienvergewaltiger angeblich festgenommen. Weiteres Opfer im Auto. Urteil im Itzehoer Missbrauchsprozess

Ein seit Monaten gesuchter Serienvergewaltiger ist offenbar gefasst. Zwei Streifenpolizisten nahmen in der Nacht zum Montag nahe Hannover einen Verdächtigen in einem gestohlenen Campingbus fest. In dem Wagen lag eine 20-jährige Frau, die ihren Angaben zufolge von dem Mann entführt und mehrfach vergewaltigt wurde. Der 38-Jährige hatte seinem Opfer die Hände mit einer Kette auf den Rü-cken gefesselt.

Er gab bei seiner Vernehmung mehrere Vergewaltigungen und Einbrüche in Hamburg und im Raum Hannover zu. Die Staatsanwaltschaft beantragte einen Haftbefehl gegen den Mann. Von ihm wurde eine DNA-Probe genommen.

Dem von der Boulevardpresse „Balkonmonster“ getauften Vergewaltiger werden mindestens acht Überfälle auf allein lebende Frauen in Hamburg und Hannover zugeschrieben. Die Hamburger Kripo hatte mit einer „Sonderkommission Einsteiger“ nach ihm gesucht. Der Mann war in der Hansestadt am 8. Dezember 1999 und am 10. Januar diesen Jahres über Terrassen oder Balkone in die Wohnungen von Frauen eingestiegen, wo er seine Opfer vergewaltigte und beraubte. Die Hamburger Soko hatte in den vergangenen Monaten mehrere hundert Hinweise aus der Öffentlichkeit abgearbeitet, ohne dass der Täter gefasst werden konnte.

Vom Juni an hatte der Vergewaltiger im Raum Hannover weitere Frauen in ihren Wohnungen überfallen. Die Polizei Hannover hatte daraufhin ebenfalls eine Sonderkommission eingerichtet. Mehrere hundert Polizeibeamte fahndeten monatelang mit Hochdruck nach dem gefährlichen Sexualverbrecher, rund 400 Männer waren ergebnislos zu Speicheltests vorgeladen worden.

Zu siebeneinhalb Jahren Freiheitsstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung hat das Landgericht Itzehoe gestern einen 35-jährigen Strafgefangenen verurteilt. Der Mann hatte während eines Hafturlaubs am 29. November 1998 in einem Zug zwischen Pinneberg und Hamburg eine 27-jährige Schaffnerin überfallen. Das Landgericht befand den Angeklagten der sexuellen Nötigung in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung für schuldig.

Nach Überzeugung des Gerichts folgte der 35-Jährige der Schaffnerin in den Steuerwagen. Dort bedrohte er sie mit einem Taschenmesser und zwang sie, sich zu entkleiden. Anschließend berührte er die halbnackte Frau unsittlich, schlug und strangulierte sie.

Zur Tatzeit verbüßte er in der Justizvollzugsanstalt Lübeck eine sechsjährige Strafe wegen schweren Raubes. dpa/lni

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