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Bremens Christdemokraten zeigen Zähne

■ Neue Doppelspitze im Kulturressort: Erst beerbte Hasso Klüver den überraschend verschwundenen Bernt Schulte (CDU). Nun wird Pico Bello-Schlunz neuer Kulturstaatsrat

Nach der Berufung Hasso Klüvers zum neuen Innen-, Kultur- und Sportsenator des nach der Praktikanten-Affäre überraschend verschwundenen Bernt Schulte (wir berichteten) stellte die CDU ges-tern Klüvers engsten Mitarbeiter vor. Pico Bello-Schlunz folgt als Kulturstaatsrat der ebenfalls in der letzten Woche überraschend verschwundenen Elisabeth Motschmann. Die taz sprach als Erstes mit dem neuen Mann an der Spitze des Kulturressorts.

Herr Bello-Schlunz, wie haben Sie Bremens neuen Innensenator Hasso Klüver kennen gelernt?

Pico Bello-Schlunz: Ach, das war ein lustiger Zufall: Herr Klüver spießte mich quasi in einem Eisenwarenfachgeschäft auf ..

Sie waren früher Pressesprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs ADFC. Welche Erfahrungen bringen Sie vor diesem Hintergrund in die Politik mit?

Zunächst einmal bringe ich mein Dienstrad mit. Hahaha .. Aber im Ernst: Das war ein Job, wo ich viel Profil zeigen konnte. Sie müssen wissen: Wenn ich was anpacke, identifiziere ich mich immer mit Haut und Haar mit meinem Arbeitgeber. Ich denke, ich habe da in meiner Zeit beim ADFC ganz neue Maßstäbe gesetzt. Andererseits musste man ständig auf der Hut sein, um nicht zwischen die Räder zu geraten.

Offenbar ist Ihnen Letzteres nicht immer gut gelungen ...

Wie kommen Sie darauf?

Ach, das war nur so ein Eindruck ...

(irritiert) Jedenfalls will ich diese Profilbildung als Staatsrat von Herrn Innensenator Klüver quasi noch auf die Spitze treiben. Vom Typ her passen wir, glaube ich, ziemlich gut zusammen.

Herr Klüver hat im taz-Interview angekündigt, er wolle den Magnetismus unter Strafe stel...

(hektisch) Ja aber unbedingt, ganz zentral, müssenwirunbedingtmachen, lebenswichtig...

Ja Ja, schon gut. Wir wollten eigentlich nur wissen, ob Sie schon weitere Pläne bekannt machen kön...

(immer hektischer)...gaaanz zentral, total unverzichtbar, existenziell...

(genervt) HERR BELLO-SCHLUNZ ...

(wieder ruhiger) Weitere Pläne? Wir wollen den Kettenschutz verbessern und im Sinne der gezielten Mittelstandsförderung die Schutzblechproduzenten fördern. Und wir werden uns dafür stark machen, dass die Stahlindustrie mit einem ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat vertreten ist und unserer asiatischer Freund Pier Cing dort endlich Generalsekretär wird.

Uns scheint, das gehört alles nicht unbedingt zu Ihrem engeren Verantwortungsbereich.

Wenn man was bewegen will in der Kultur, muss man manchmal ungewöhnliche Wege einschlagen.

Verfolgen Sie darüber hinaus für Bremen spezielle Ziele?

Soweit ich weiß, gibt es in Bremen noch kein Kettenmuseum. Es wäre bundesweit einzigartig, könnte sogar international Gäste anlocken. Ich und Herr Klüver, wir haben da weltweit einen sehr großen Bekanntenkreis.

Fürchten Sie nicht, dass in Ihrer Partei trotz Ihrer Wahl gewisse Vorbehalte gegen das doch sehr spezielle Profil an der Spitze des Innenressorts vorhanden sind?

(erstaunt) Profil? Welches Profil? – Wir machen einfach stahlharte Sachpolitik, quasi Sach- und Lachgeschichten mit der Maus. Hahaha ...

Bremen gilt als Kulturstadt ...

Ach was ...

Haben Sie schon die Möglichkeit gehabt, sich etwas umzusehen in der Stadt?

Nein, tut mir leid, ich bin privat und beruflich immer sehr stark eingebunden.

Herr Bello-Schlunz, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Fragen: ck, zott

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