ZENTRALBANK INTERVENIERT ERNEUT ZUR STÜTZUNG DES EURO: Hauptsache konsequent
Lange haben die Finanzexperten gerätselt, wo die Untergrenze für den Euro wohl liegen mag, wie lange die Europäische Zentralbank (EZB) dem Kursverfall noch zusehen würde. Womöglich schrillte die EZB-interne Alarmglocke Ende Oktober bei 83 Cent. Die EZB handelte jedoch klug und intervenierte erst letzten Freitag. Sie ließ eine gute Woche seit dem Rekordtief verstreichen, damit nur ja keiner an eine Notoperation glauben sollte. Sie nutzte den leichten Aufwind letzter Woche und die Andeutungen, dass die US-Wirtschaft sich nun doch langsam abkühle. Und sie intervenierte am Freitag gleich zweimal und gestern schon wieder. Klares Signal an alle Fondsmanager, Banker, Geldhändler: Ab jetzt tun wir was für unsere Währung.
Das ist gut so. Nicht weil der schwache Eurokurs wirklich gefährlich gewesen wäre. Die Inflation ist nicht seinetwegen gestiegen, sondern auf Grund der hohen Ölpreise. Und die teureren Importe werden durch die für den Dollarraum günstigen Exporte überkompensiert, die dieses Jahr boomen wie nie zuvor. Das Eingreifen der EZB ist deshalb gut, weil die politische Ausschlachtung des Euro-Themas unerträglich geworden ist. Mal zieht CSU-Parteichef Edmund Stoiber über das „Gerede“ der SPD-Politiker Hans Eichel und Gerhard Schröder her. Mal prangern Wirtschaftslobbyisten wie BDI-Chef Hans-Olaf Henkel den „Reformstau“ an – und meinen damit, Tariflöhne und geregelte Arbeitszeiten abzuschaffen. Und mal nutzen Europa-Skeptiker die kritische Stimmung, ihren Unmut über die EU-Erweiterung abzulassen.
Die erneute Intervention zeigt außerdem, dass die von liberalen Ökonomen gerne herbeigeredete „unsichtbare Hand“ doch nicht verlässlich für das Beste am Markt sorgt. Wie sonst kommen derart verzerrte Kräfteverhältnisse zwischen Dollar und Euro zu Stande? Nach wie vor bestehen keine Zweifel, dass der Euro de facto unterbewertet ist. Die EZB muss nun zeigen, dass sie klug genug ist, den Interventionskurs konsequent zu verfolgen. So lange, bis ein ausreichend großer Teil der Devisenhändler von Dollar auf Euro umgepolt ist. Belässt die EZB es bei vereinzelten Aktionen, verliert sie ihre ohnehin fragile Glaubwürdigkeit endgültig. Das wäre der GAU für den Euro. KATHARINA KOUFEN
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