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Stattauto vorläufig gerettet

Kunden verzichten auf über 1,1 Millionen Mark. Mobility will Profi-Partner  ■ Von Gernot Knödler

Der Appell an die Solidarität hat gefruchtet. Die Stattauto Car Sharing AG ist fürs Erste gerettet. 1350 KundInnen verzichteten bis ges-tern Mittag auf mehr als 1,1 Millionen Mark aus ihren Einlagen und wendeten damit die drohende Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens ab. „Ich möchte mich persönlich bei allen Kunden bedanken, die uns jetzt geholfen haben“, sagte Vorstandsmitglied Markus Petersen. Allerdings sei damit nur die ers-te Hürde genommen. „Jetzt muss das Sanierungskonzept umgesetzt werden“, so der Stattauto-Gründer.

Wie die taz hamburg in der vergangenen Woche berichtet hatte, drohte dem Unternehmen aufgrund von Missmanagement die Überschuldung. Petersen stellte die Mitglieder daher vor die Alternative Insolvenz oder Solidarität: Entweder die Firma erkläre den Konkurs, womit die Einlagen zum größten Teil verloren gegangen wären, oder möglichst viele Mitglieder verzichteten auf einen Teil ihrer Einlage und schüfen damit die Grundlage für eine Sanierung.

Die zweite Alternative wurde besser angenommen als erwartet. „Ich bin super positiv überrascht von den Kunden“, sagte Janning Petersen vom Hamburger Büro. Den größten Verzicht leistete ein Hamburger Kunde mit 4000 Mark.

Damit ist die Hungerkur allerdings noch nicht beendet. Eine weitere Voraussetzung für die Sanierung ist nach Angaben von Markus Petersen ein Kapitalschnitt, bei dem der Aktienwert von Stattauto auf einen Euro herabgesetzt. Auf der Hauptversammlung im Dezember sollen sich die Aktionäre damit einverstanden erklären.

Zur eigentlichen Sanierung will Petersen eine bessere Software einsetzen, die interne Abläufe wirtschaftlicher gestaltet. Weitere Kos-ten sollten durch eine Zusammenarbeit mit dem Schweizer Car-Sharing-Unternehmen Mobility gespart werden.

Mobility ist nach eigenen Angaben zwar grundsätzlich zu einer Zusammenarbeit bereit und hat dafür auch verschiedene Modelle angeboten. Allerdings, so Thomas Mebert von der Geschäftsleitung, stelle man „bestimmte unternehmerische Anforderungen“ an einen Partner. Mebert ließ durchblicken, dass Stattauto selbst die nötige Professionalität nicht bieten kann und sprach gegenüber der taz hamburg von einem möglichen „Partner aus dem Bereich der kombinierten Mobilität“. Interessierte Gruppen seien vorhanden.

Eine trilaterale Zusammenarbeit mit dem Shareway-Verbund mochte sich Mebert nur vorstellen, „wenn Shareway als reiner Investor auftritt“. Shareway hatte ein Rettungsangebot von der vergangenen Woche zurückziehen müssen, weil sich der Verbund damit mittelfristig finanziell übernommen hätte. Aus einem ähnlichen Grund, „weil wir wissen, was es kostet, Car Sharing wirtschaftlich erfolgreich zu betreiben“, agiere Mobility so vorsichtig, sagte Mebert. Seine Firma bedient in der kleinen Schweiz fast so viele Kunden wie alle deutschen Car-Sharing-Firmen zusammen.

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