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„Fatal, wenn man jetzt ausstiege“

■ Ein Jahr Produktionsschule in Altona: Perspektiven für Kids, die mit der Schule schon längst abgeschlossen hatten

Die Kooperative Produktionsschule Altona bekommt jede Woche Besuch: Pädagogen, Journalisten, Politiker wollen die Schule sehen, bei der Arbeit im Mittelpunkt steht und Jugendliche Spaß am Lernen finden, die mit Schule längst abgeschlossen hatten. Seit gut einem Jahr produzieren Jugendliche in Tischlerei, Küche, EDV- und Medienwerkstatt Produkte und Dienstleistungen für sich und Kunden: Zeit für eine erste Bilanz.

Die ersten 27 SchülerInnen haben die Produktionsschule nach einem Jahr verlassen. „13 von ihnen sind in Arbeit oder Ausbildung, fünf im QUAS-Programm und die restlichen neun jobben, machen eine Therapie oder sind abgesprungen“, sagt Lehrer Kay Stöck. Die Zahlen liegen knapp unter den mit der Behörde für Schule, Jugend und Berufsbildung getroffenen Leistungsvereinbarungen. „Wir müssen noch besser werden, sind aber auf einem guten Weg“, sagt Stöck.

40 Jugendliche lernen und arbeiten ganztags in den vier Werkstätten. Ziel ist, dass sie nach ein bis zwei Jahren einen Schulabschluss machen, in Arbeit oder Ausbildung kommen. „Ich kann wahrscheinlich eine Ausbildung zum Web-Designer machen“, erzählt Norman Lukoschat, der in der EDV-Werkstatt gelernt hat, wie man Internetseiten gestaltet und gerade an einer CD-Rom über die Schule mitgearbeitet hat. Diese CD-Roms sind ein neues Angebot an Betriebe und eine weitere Einnahmequelle. Denn die Produktionsschule kämpft um ihre Zukunft.

Die Stadtentwicklungsbehörde gibt Geld, aber der größte Brocken kommt von der Schulbehörde. Zunächst drei Jahre lang gibt sie jeweils 800.000 Mark. Im ersten Jahr durfte die Schule noch behalten, was sie erwirtschaftete, und beschäftigte davon beispielsweise zwei Tischler und eine Grafikerin. Nun muss neu verhandelt werden.

Das gilt auch für die Zeit-Stiftung. Die hatte die Produktionsschule mit 200.000 Mark unterstützt, die Ende dieses Jahres aufgebraucht sein werden. Bisher wurde damit die Medienwerkstatt finanziert. Geht es weiter? „Die Entscheidung ist offen, aber diese Videowerkstatt ist etwas ganz besonderes, und es wäre fatal, wenn man da jetzt ausstiege“, sagt Philipp Adlung von der Zeit-Stiftung.

Die Schule hofft weiterhin auf Unterstützung und Spenden. Denn trotz guter Auftragslage wird sie sich nie komplett selber finanzieren können: „Dann würde die Ökonomie die Pädagogik erschlagen, und wir wären ein Betrieb“, sagt Geschäftsführer Thomas Johanssen.

Sandra Wilsdorf

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