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Software-GAU für Berliner Senat

Für die Sozialämter wird es vorerst keine neuen Computerprogramme geben. Der mit der Entwicklung beauftragte Softwareriese Oracle hat das Handtuch geworfen

Die Berliner Sozialämter werden auch künftig mit einem hoffnungslos veralteten DOS-Programm arbeiten müssen. Der Grund: Das Computerprogramm Basis 3000, mit dem nicht nur die Ämter auf den neuesten Stand der Datenverarbeitung gebracht werden, sondern auch Daten zwischen Sozialämtern, Meldebehörden, Kraftfahrzeugämtern und der Ausländerbehörde abgeglichen werden sollten, wird es nicht geben. Die US-Computerfirma Oracle, die zusammen mit der Firma PSI die Software erstellen sollte, hat das Handtuch geworfen. Dies wurde nach Informationen der taz gestern auf einer vertraulichen Sitzung des Unterausschusses Kommunikations- und Informationstechnologien des Abgeordnetenhauses bekannt gegeben.

Als Berlins „innovativstes Projekt“ hatte die ehemalige christkonservative Sozialsenatorin Beate Hübner im Januar letzten Jahres die bereits für das Frühjahr 1999 geplante Einführung von Basis 3000 bezeichnet. Hübner ging es dabei vor allem um ihr geeignet erscheinende Maßnahmen gegen den Sozialmissbrauch.

Aber auch sonst galt das neue Programm als unabdingbar, da die alte Software prosoz.dos den Verwaltungsanforderungen schon lange nicht mehr genügte. Selbst die Nachfolgeversion prosoz.windows.nt wird kaum Besserungen bringen, meint die grüne Abgeordnete Barbara Oesterheld. Der Grund: Die Besonderheiten der Stadt, die mit dem Bezirk Neukölln immerhin das größte Sozialamt der Republik aufzuweisen hat, müssten erst noch eingearbeitet weden. „Das kann zwei Jahre dauern“, so Oesterheld. Der PDS-Abgeordnete Freke Over meinte, prosoz.windows basiere auf dem gleichen Programm wie prosoz.dos und unterscheide sich nur durch eine „bunte Benutzeroberfläche“.

Programmierschwierigkeiten waren es auch, die Oracle dazu gebracht haben, sich vom Vorhaben Basis 3000 zurückzuziehen. Nach Informationen der taz hätte die Firma das Doppelte der bereits investierten Kosten zur Entwicklung des Programms nachschießen müssen. Die Zahlung der im Vertrag zwischen dem Land Berlin und Oracle vereinbarten Vertragsstrafe kommt das Unternehmen dagegen weitaus billiger. Die Strafe beträgt etwa ein Sechstel der 15 Millionen Mark, die das Land investieren wollte.

Unterdessen hat Sozialstaatssekretärin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) die bezirklichen Sozialstadträte für den morgigen Donnerstag um 11 Uhr zu einer Krisensitzung eingeladen. Dort soll unter anderem auch über eine Verlängerung des „Pflegevertrags“ mit der Herstellerfirma von prosoz debattiert werden. Wilmersdorfs Sozialstadträtin Martina Schmidhofer (Grüne), die dem neuen Programm gegenüber skeptisch eingestellt war, bezeichnete die gegenwärtige Lage als „Katastrophe, weil überhaupt nicht klar ist, wie es weitergeht“.

Dies betrifft im Übrigen nicht nur Berlin, sondern auch die anderen Bundesländern. Schließlich hatte sich das Land Berlin nicht nur ausbedungen, an der weiteren Vermarktung von Basis 3000 beteiligt zu werden. Auch die anderen Bundesländer hatten mit der Entwicklung eigener Programme auf diesem Sektor zu Gunsten der Einführung von Basis 3000 gewartet.

UWE RADA

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