piwik no script img

Waldes Schicksal ist besiegelt

■ Die Bremer Tischler haben das Tropenholz als Werkstoff für ihre Öffentlichkeitsarbeit entdeckt / Die Botschaft: Zertifizierung statt Boykott

Der Boykott von Tropenholz ist passé: Es klingt erst einmal verdächtig, wenn sich die Tischlerinnung mit einer solchen Einschätzung zu Wort meldet. Doch in der Branche scheint ein Umdenken eingesetzt zu haben: Gerade die jüngere Handwerkergeneration würde sich verstärkt um einen verantwortungsvollen Umgang mit Tropenholz bemühen, sagt der Bremer Tischler Matthias Winter. Er ist einer der Organisatoren einer Ausstellung im Gewerbehaus der Handwerkskammer, die neue Strategien zum Schutz der Regenwälder zeigen soll.

„Aufklärung statt Boykott“ lautet die Botschaft der Veranstaltung, die im Rahmen eines Projekts des Arbeiter-Bildungs-Zentrums stattfindet („Ökostrat“). Bis einschließlich Dienstag, den 21. November, wollen Verbraucherschützer, Holzhändler, Tischler, Forstwissenschaftler und Umweltschützer darüber diskutieren, wie die weitere Zerstörung der tropischen Wälder eingeschränkt werden kann.

Hintergrund: Die Strategie, durch Boykott und andere politische Maßnahmen die Waldvernichtung zu stoppen, hat offensichtlich nicht gefruchtet. Seit 1994 sollen vor allem im tropischen Bereich rund 82,2 Millionen Hektar Urwald gerodet oder „umgewandelt“ worden sein. Mittlerweile scheint sich daher auch bei Umweltschutzorganisationen die Überzeugung breit gemacht zu haben, stärker auf „Zertifizierung“ zu setzen.

1996 hatten 250 Umwelt- und Industrieverbände in Mexiko den „Forest Steward Councilship“ (FSC) gegründet, einen Verein, der weltweit Wälder und Plantagen nach sozialen und ökologischen Mindeststandards zertifiziert – bis heute rund 18 Millionen Hektar. Durch das neue Konzept sollen Waldbesitzer zu einer nachhaltigen Holzproduktion animiert werden, anstatt auf Brandrodung zu setzen. Der FSC-Stempel gilt als das einzige seriöse Gütesiegel. Handwerksbetriebe können sich ebenfalls zertifizieren lassen – die Zukunftsvision von Tischler Matthias Winter.

Aus Sicht der Tischler ist die Zertifizierungs-Idee bei der Kundschaft allerdings noch nicht so richtig angekommen – möglicherweise auch eine Folge der eigenen „grottenschlechten“ Öffentlichkeitsarbeit, so Matthias Winter. Denn wer Tropenholz per se ablehne, setze auf das falsche Pferd, meint er. Es gelte vielmehr, die widerstandsfähigen Hölzer sinnvoll einzusetzen – wie beim Bau von Fenstern oder Freiluftmöbeln. Also: Ökologisch korrekt produziertes Holz am richtigen Ort. Auch, wenn es etwas teurer ist. hase

„Holz mit Umweltzertifikat. Was will der Verbraucher?“ heißt ein Vortrag von Ralf Schmidt (Verbraucherinitiative Berlin), der heute um 11.30 Uhr im Gewerbehaus, Ansgeritorstr. 24, beginnt. Ab 14 Uhr berichtet ein Holzhändler von seinen Erfahrungen. Info: ÖKOSTRAT, Tel. 0421/61805-34

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen