: Weg von der Straße
Vereine eröffnen im Frühjahr ein Wohnprojekt mit Ausbildungsstätte für obdachlose Jugendliche
Unter dem Motto „Downtown Connection – Neue Perspektiven für Straßenkinder“ haben sich mit dem „Internationalen Straßenkinder-Archiv“ und „Kontakt- und Beratungsstelle (KUB) e. V.“ zwei Berliner Non-Profit-Organisationen zusammengeschlossen, um in Mitte ein neuartiges Wohnprojekt für obdachlose Jugendliche aufzubauen.
Im Weinbergsweg werden ab dem Frühjahr 2001 Straßenkids in betreute Wohnungen einziehen können. Zusätzlich wird das Haus mit Werkstätten zur Berufsausbildung ausgestattet. Das oberste Ziel des Projektes, so die Initiatoren, sei es, die Selbständigkeit der jungen Menschen zu fördern und ihnen eine realistische Alternative zum Leben auf der Straße zu bieten.
Kurzfristig soll das Haus den Jugendlichen nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern auch die Möglichkeit zum Abschluss einer Berufsausbildung bieten. Hierbei wird auf die individuellen Wünsche und Begabungen der einzelnen Interessenten besonders viel Wert gelegt. „Die Erfahrung zeigt,“ sagt Dr. Dolly Conto Obregón, die Leiterin des Straßenkinder-Archivs, „dass die Kinder und Jugendlichen Berufe, die ihnen nicht gefallen, von vorneherein ablehnen.“ Es sei ebenso sehr schwer, diese Jugendlichen, die in ihrem Leben auf der Straße jegliche Autoritäten ablehnten, in die normale Arbeitswelt zu integrieren. Deswegen sollen auch Wünsche nach ausgefalleneren Ausbildungen, wie etwa Tontechniker oder Modedesignerin, die von einzelnen Interessenten bereits geäußert wurden, berücksichtigt und ermöglicht werden.
Langfristig wird von den Initiatoren die Gründung von gewinnorientierten Kleinunternehmen angestrebt, die von den Jugendlichen selbst geführt werden. Die frisch gebackenen Jungunternehmer sollen autonom wirtschaften und mit ihren Kleinbetriebe möglichst auch schwarze Zahlen schreiben können. Die Projektbetreiber werden in dieser Phase nur noch bei der Vermittlung von Aufträgen behilflich sein. DANIEL FERSCH
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