: „Das Personal fehlt“
Jürgen Kundke über Vorteile und Probleme der neuen Schnelltests
taz: Warum werden die Rinder in den Schlachthöfen der EU nicht schon längst auf BSE getestet?
Jürgen Kundke: Weil bis jetzt kein Schnelltest amtlich zugelassen ist. Zwei Tests sind aber im Zulassungsverfahren.
Und wie sicher sind diese Tests?
Nach 1.400 Proben EU-weit im Rahmen der Vorprüfung wissen wir: An BSE-Symptomen erkrankte Tiere können wir damit sicher erkennen. Was wir aber nicht wissen: Wie weit vor dem Ausbruch der Krankheit erkennt der Test, ob das Tier infiziert ist. Die Inkubationszeit zwischen Infizierung und Ausbruch der Krankheit ist der entscheidende Punkt, und darüber gibt es keine gesicherten Erkenntnisse.
Vielleicht sind die Tiere ja noch nicht gefährlich, wenn die Krankheit nicht ausgebrochen ist?
Es weiß keiner, wie viel Prionen für eine Infizierung beim Menschen nötig sind. Allerdings gilt Muskelfleisch als weniger riskant. Und als riskant eingestufte Produkte wie Rinderhirn oder Rückenmark sind schon seit dem 1. Oktober 2000 in der Europäischen Union nicht mehr zum Verzehr zugelassen.
Und warum werden Rinder erst ab einem Alter von 30 Monaten getestet?
Weil bei infizierten Tieren BSE in der Regel erst ab diesem Alter ausbricht.
Also ist Rindfleisch bald sicherer?
Obwohl in Deutschland einige tausend kranke Rinder überprüft wurden, gab es keinen einzigen BSE-Fall in einer hiesigen Herde. Einzig bei sechs Importrindern wurde BSE nachgewiesen. Ein Problem bleibt aber die Durchführung der Schnelltests in den Schlachthöfen. Dafür ist wissenschaftlich geschultes Personal vor Ort nötig. Und das gibt es bis jetzt nicht.INTERVIEW: REINER METZGER
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