Bomben auf Libanon

Nach Hisbollah-Anschlag fliegt Israels Luftwaffe Vergeltungsangriffe gegen Südlibanon. Sorge vor Eskalation bei gleichzeitiger Kontaktaufnahme

JERUSALEM taz ■ Die israelische Luftwaffe hat gestern mutmaßliche Hisbollah-Stützpunkte im Südlibanon angegriffen. Zuvor hatte die schiitische Guerilla einen Sprengsatz bei Har Nof auf israelischem Gebiet explodieren lassen. Dabei wurde ein Soldat getötet. Bereits vor zwei Wochen hatten Hisbollah-Kämpfer dort israelische Patrouillen angegriffen. Ob es bei dem gestrigen israelischen Vergeltungsangriff Opfer gab, blieb zunächst unklar.

„Die Operation ist eine direkte Fortsetzung des Kampfes der Hisbollah gegen israelische Soldaten“, kommentierte Brigadegeneral Mosche Kaplinsky die jüngsten Übergriffe. IsraelsArmee habe „alle Stützpunkte angegriffen, von denen wir wissen, dass sich die Hisbollah dort versteckt hält“. Zivile Ziele seien nicht bombardiert worden. Sollte es dennoch Verletzte auf libanesischer Seite gegeben haben, sei das von der Hisbollah zu verantworten. Kaplinsky kündigte eine Fortsetzung der Angriffe an, sollte es zu neuen Übergriffen an der Grenze kommen.

Trotz der Sorge der Armee vor einer Eskalationen gab es gestern noch keine Aufforderung an die israelische Bevölkerung, in die Bunker zu gehen. Ein hoher Militäroffizier hält indes eine Ausweitung des Konflikts auch auf Syrien für denkbar. Ägyptens Präsident Husni Mubarak stellte sich am Wochenende erneut gegen einen Krieg. „Wir hören nicht auf diejenigen, die bis zum letzten Ägypter kämpfen wollen“, erklärte er einer kuwaitischen Zeitung. Auch aus Jordanien kamen am Wochenende moderate Töne, als König Abdallah II. die Parlamentssitzung mit einer Rede eröffnete, in der er sich zum nahöstlichen Friedensprozess verpflichtete. Abdallah erklärte, dass Jordanien die diplomatischen Beziehungen mit Israel nicht abbrechen wird.

Zwischen Israelis und Palästinensern kam es am Wochende zu einer neuen Annäherung. Tourismusminister Amnon Lipkin-Schachak, der vor sechs Jahren die Friedensverhandlungen in Taba leitete, traf zusammen mit Ex-Geheimdienstchef Ami Ayalon den Palästinenserpräsidenten Jassir Arafat. Lipkin-Schachak sprach gestern im Rundfunk von dem „auf beiden Seiten bestehenden Interesse zur Beruhigung der Lage“. Auch wenn das Treffen kein Durchbruch gewesen sei, sollten die Kontakte fortgesetzt werden.

Durch Vermittlung des russischen Präsidenten Wladimir Putin war es am Freitag zu einem Telefonat zwischen Isreals Ministerpräsident Ehud Barak und Arafat gekommen. Sie einigten sich auf die Wiederöffnung der Büros zur Sicherheitskoordination. Ein Signal zur Bereitschaft einzulenken gab der palästinensische Parlamentspräsident Abu Ala. In der palästinensischen Zeitung Al-Ajam stellte er eine Wiederaufnahme der Gespräche in Aussicht stellte, wenn Israel vertrauensbildende Maßnahmen ergreife. SUSANNE KNAUL