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Unser Dorf wächst wieder

Filetgrundstück an der Friedrichswerderschen Kirche vergeben. Investor Hanseatica gewinnt Bieterverfahren und will neun postmoderne Häuschen und exklusive Arkade für Planwerk-Urbaniten errichten. Baubeginn 2001 und Kosten von 60 Millionen

von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Senatsbaudirektor Hans Stimmann hat gestern die ersten Mosaiksteinchen auf der Planwerk-Innenstadt-Karte anlegen können – neun von rund 20.000 für private Wohnstandorte in der Stadtmitte. Für das Karreé an der Friedrichswerderschen Kirche konnte Stimmann den Investor Hanseatica als Entwickler gewinnen. Das Immobilienunternehmen ging am Montagabend als Sieger aus dem Bieterverfahren für das Filetgrundstück in Mitte gegenüber dem Auswärtigen Amt hervor. Für das traditionsreiche Quartier und die ersten Planwerk-Bürgerhäuser hatten sich 15 Anbieter beworben. Die Jury, darunter Bausenator Peter Strieder (SPD), empfahl, der Arbeit der Hanseatica mit den Berliner Architekten Graetz, Nöfer und Tyrra den Zuschlag zu erteilen. Ihr Entwurf, so Strieder, zeichne sich „durch eine gute städtebauliche Idee, Originalität und eine Beziehung zum historischen Ort“ aus.

Nach den Plänen der Architekten soll neben der Schinkel-Kirche ein „kleines intimes Quartier“ aus neun Einzelhäusern mit begrünten Höfen entstehen. Die Mitte des lang gezogenen parzellierten Grundstücks wird von einer Arkade durchstoßen, die auf der Höhe der einstigen Falkoniergasse verläuft.

Während die postmodern gestalteten Häuser in der Hauptsache (60 Prozent) von teuren Eigentumswohungen genutzt werden sollen, sind für die Arkade „exklusive Ladengeschäfte und Restaurants“ vorgesehen, so die Architekten. Die fünfstöckigen Bauten werden nur an der Südkante des Ensembles erhöht. Dort sollen siebengeschossige Türme ein Pendant zur Kirche bilden.

Nach Ansicht Strieders und Stimmanns fügt sich der Entwurf in die ehemalige räumliche Struktur des Ortes ein. Bis 1945 war das Quartier von einer kleinteiligen bürgerlichen Bebauung geprägt, die nach Kriegszerstörungen abgetragen wurde. Zu DDR-Zeiten hatte der Ort als Parkplatz für Mitarbeiter des Außenamtes gedient.

Unklar blieb bei der Vorstellung des Projekts, zu welchem Preis die Finanzverwaltung das Grundstück an die Hanseatica veräußern wird. Klar ist nur, dass der Bieter sich zum Bau einer Tiefgarage verpflichtet hat und zwei der neun Häuser errichten wird. Für alle anderen Gebäude will die Hanseatica, sagte Projektleiter Thomas Suhr, „andere private Bauherren suchen“.

Wann die Grundstücksentwickler gefunden und die Preise für die Wohnungen – gerechnet wird mit über 8.000 Mark pro Quadratmeter – geklärt sein sollen, ließ Suhr offen. Dennoch rechnet die Hanseatica mit der Fertigstellung 2002 und mit Baukosten von 60 Millionen Mark.

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