: Hauptsache Pauschale
■ Wegen der Kita-Card soll 800 Haus-wirtschaftlerinnen der Lohn gekürzt werden
Die 807 Hauswirtschaftlerinnen, die bei der städtischen Vereinigung der Kindertagesstätten angestellt sind, sollen wegen der Kita-Card weniger Lohn bekommen. Von Kürzungen bis zu 30 Prozent sprach gestern Wolfgang Rose von der ÖTV. Dies sei „Frauendiskriminierung“ und „Lohnraub“.
Die Kita-Card-Reform ist zwar auf das Jahr 2003 verschoben. Da es aber „klare Absichtserklärungen“ von Politik und Behörde gebe, habe man „notgedrungen Tarifverhandlungen eingeleitet“, bestätigt Vereinigungs-Vorstand Martin Schaedel. Ursprünglich sollten im Rahmen der Kita-Card alle Personalkosten addiert, pauschaliert und auf die über 800 Einrichtungen neu verteilt werden. Da dieses Verfahren aber zu einer Benachteiligung von älteren Mitarbeitern führt, ist es für das pädagogische Personal nicht mehr vorgesehen.
Weniger Skrupel gibt es offenbar bei den meist ungelernten Hauswirtschaftlerinnen, die in den 173 städtischen Kita nicht nur putzen und kochen, sondern auch Ansprechpartnerinnen für die Kinder und pädagogische Feuerwehr bei Personalmangel sind. Die dafür gewährte „pädagogische Funktionszulage“ von 50 Mark soll ab 2001 entfallen. Ebenso sollen die Frauen auf Zuschläge für ihre künftig geborenen Kinder und Länge der Betriebszugehörigkeit verzichten. Hart trifft es neue Mitarbeiterinnen: Sie sollen nur noch 1600 bis 1700 Mark netto verdienen. Bisher bekommen die Frauen für eine volle Stelle zwischen 2000 und 2400 Mark.
Er habe das Gefühl, es werde bei der Hauswirtschaft pauschaliert „weil man einfach irgendwo noch pauschalieren will“, sagt ÖTV-Referent Jens Waubke. Die so gekürzten 8 Millionen Mark sollen an andere Kitas verteilt werden, die das Geld auch in Pädagogik investieren können. Dadurch, so Wolfgang Rose, entstehe eine Wettbewerbsverzerrung zu Gunsten jener Kitas, die ihre Hauswirtschaftlerinnen schlechter bezahlen.
Für die derzeitigen Mitarbeiterinnen gebe es zu „keinem Zeitpunkt weniger Netto“, weil die Kürzungen durch Tariferhöhungen aufgefangen würden, beteuert hingegen Martin Schaedel. Käme es zu keiner Einigung mit der ÖTV, müsse man sehen, ob man Leistungen „schrittweise an Fremdfirmen“ vergebe. Kaija Kutter
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