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Schlechte Luft in Sanssouci

Neues Palais im Potsdamer Park ist von giftigen Holzschutzlösungen verseucht. Substanzen aus DDR-Zeiten enthalten DDT und Lindan. Befund ist seit längerer Zeit bekannt, erst jetzt soll saniert werden

von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Die Besucher und das Aufsichtspersonal der Potsdamer Schlösser sind seit Jahrzehnten offenbar hochgiftigen Holzschutzlösungen ausgesetzt. Insbesondere im Neuen Palais, dem größten Schlossbau im Park Sanssouci, übersteigt die Belastung durch toxisch verunreinigte Hölzer und Vertäfelungen die zulässigen Werte um ein Vielfaches. Auch das 300 Plätze fassende kleine Rokoko-Theater ist von den gefährlichen Ausdünstungen betroffen. 1999 besuchten 1,2 Millionen Menschen die Schlösser und Gärten in Potsdam und Babelsberg, die 1990/91 in die Unesco-Liste als Weltkulturerbe aufgenommen wurden.

Nach Informationen der taz sind alle Holzflächen im Dachgeschoss des Neuen Palais mit giftigen Anstrichen beschichtet. Die Lacke zur Konservierung der Flächen enthalten die Substanzen DDT und Lindan. Die toxischen Stoffe greifen das Nervensystem und die Leber an, Lindan verursacht zudem Übelkeit. Mittelbar von den gesundheitsschädlichen Farbaufträgen betroffen waren nicht nur die Besucher des Palais, sondern auch jene des Schlosstheaters, das an den Lüftungsverbund angekoppelt ist.

Die Anstriche weisen nach Auskunft von Experten einen 100-fach überhöhten Wert auf. Aufgetragen worden sind die Holzschutzmittel in den 60er- und 70er-Jahren. Die gefährlichen Substanzen DDT und Lindan wurden in der DDR in den 80er-Jahren verboten. Obwohl seit längerer Zeit bekannt war, dass giftige Anstriche an den Holzflächen vorhanden sind, wurden die Räume nicht geschlossen oder eine schnelle Sanierung vorgenommen.

Zuletzt war das Schlosstheater, das seit 1969 wieder bespielt wird, 1991 renoviert worden. Das gesamte Neue Palais mit dem Grottensaal, das Friedrich der Große 1763 bis 1769 nach den Plänen des Architekten Johann Gottfried Büring errichten ließ, war nach dem Krieg mehrfach erneuert worden.

Erst jetzt bemüht sich die Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam mit der Lokalisierung und Reinigung der Flächen. Toxisch belastete Aufstriche vermutet man im Obergeschoss, in den Depots und an den Vertäfelungen der Schlossräume. Ein Abriss der Hölzer könne aber nicht stattfinden, schreibt die Stiftung vor, da diese mehrere hundert Jahre alt, wertvoll und nicht zu ersetzen sind. Nach der Entstaubung sollen die Flächen mit unschädlichen Lacken neu versiegelt werden.

Ein Mitarbeiter der Schlösser-Stiftung bestätigte gegenüber der taz die Existenz der toxischen Substanzen im Dachgeschoss sowie in den Depots. In anderen Bereichen soll geprüft werden, wie stark dort die Emissionen sind.

Die Sanierung könnte in die Millionen gehen. Allein für den Theaterbereich sind 300.000 Mark Sanierungskosten nötig.

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