piwik no script img

Ernst angeklagt

Prozessbeginn gegen Immobilienlöwen Roland Ernst: Er soll Schmiergeld an die Deutsche Bahn AG gezahlt haben

BOCHUM taz ■ Vor dem Landgericht Bochum begann gestern der Prozess gegen den Immobilienmogul Roland Ernst und vier weitere Angeklagte wegen Betrugs, Vorteilsnahme, Steuerhinterziehung und Nötigung. Ihnen wird vorgeworfen, im Zusammenhang mit mehreren Bauprojekten, die die Deutsche Bahn AG anmietete, Bestechungsgelder in Höhe von mehreren Millionen Mark gezahlt bzw. entgegengenommen zu haben. Nach einer einwöchigen Haftstrafe im März dieses Jahres wurden alle bis auf einen Angeklagten gegen hohe Kautionen von der Haft verschont. Im Mai musste Roland Ernst Insolvenz anmelden.

Es klingt wie ein billiger Krimi, was vor dem Landgericht verhandelt wird: 200.000 DM in einem beigen DIN-A-5-Umschlag erhielt nach eigenen Angaben der mitangeklagte Bahnmanager Alexander May. Ernst dagegen spricht von einer höheren Summe, die er in 50.000-Mark-Häppchen übermittelt haben will. Durch diese Summen kam die Vermietung des Gallusparks in Frankfurt/Main mit 50.000 Quadratmeter Büroflächen in den Jahren 96 und 97 schnell voran: Die Bahn AG zog ein.

Ernst will nachweisen, dass er von dem Bahn-Manager erpresst wurde. Denn die Zeit drängte, was May nach Ernsts Angaben wusste und ausnutzte. Ohne Vermietung war das 400-Millionen-Objekt nicht verkäuflich und ohne die Kaufsumme wäre die Gruppe schon zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zahlungsfähig gewesen.

Ernst und seine verschachtelte Unternehmensgruppe hatten nach der Wende vor allem im Osten Deutschlands investiert. So errichteten sie etwa in Berlin das Quartier 207 in der Friedrichstraße, die Hackeschen Höfe, in denen Ernst auch eine Dachwohnung bezog, und die Treptowers.

Ernst ist bereits wegen Betrugs im Zusammenhang mit dem Bau eines Milchwerks für die Sachsenmilch vorbestraft. Auch andere Projekte sind ungeklärt: Warum spendete Ernst an den Fußballverein SV Babelsberg 266.000 DM, dessen Vorsitzender Kaminski als Baustadtrat in Potsdam für die Auftragsvergabe des Potsdam-Centers zuständig war? BERNHARD HUMMEL

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen