: Lehrer darf nicht mehr unterrichten
Erstmals wird ein Lehrer vom Dienst suspendiert, weil er rechtsradikales Gedankengut verbreitet haben soll
Der Geschichts- und Erdkundelehrer Karl-Heinz S. vom Gymnasium Steglitz darf vorerst nicht mehr unterrichten. Das Landesschulamt hat ihn mit „sofortiger Wirkung“ vom Dienst freigestellt. Der Lehrer soll rechtsradikales und rassistisches Gedankengut verbreitet und unter anderem einen Schüler als „Korea-Import“ beschimpft haben.
Karl-Heinz S. ist seit Jahren immer wieder aufgefallen – es gab zahlreiche Beschwerden von Eltern und der Schulleitung, die jedoch beim zuständigen Schulrat und beim Landesschulamt versandeten. Erst auf massiven Protest einer Elterninitiative, der unter anderem auch der Fernsehmoderator Günther Jauch angehört, reagierte das Landesschulamt (taz berichtete). Sie leitete in der vergangenen Woche disziplinarische Vorermittlungen ein. Das Landesschulamt muss nun innerhalb von drei Monaten ein Disziplinarverfahren einleiten, sonst darf S. wieder unterrichten.
Die Elterninitiative begrüßte den Schritt. „Jetzt wird endlich vernünftig ermittelt“, sagte Sprecher Eckart Frantz. Wird tatsächlich ein Disziplinarverfahren eingeleitet, könne dies jedoch einige Zeit dauern. Sein Gehalt bekommt S. weiter. Die schärfste Strafe sei die Entlassung aus dem Schuldienst, er könne aber auch in die Verwaltung versetzt werden, sagte Frantz.
Dass das Landesschulamt jetzt so zügig reagiert hat, liegt auch an dem Engagement von Klaus Uwe-Benneter, rechtspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Der Politiker und Anwalt prüft derzeit, ob eine von Karl-Heinz S. verfasste Broschüre, die sich gegen die Wehrmachtsausstellung richtet, strafrechtlich relevante Inhalte hat. In der Broschüre soll er unter anderem Verbrechen an Juden und Partisanen verharmlost haben. Benneter hat deswegen mehrere Gutachten von Militärhistorikern angefordert. Der Politiker möchte so das noch für diesen Monat geplante Erscheinen einer zweiten Auflage des Buchs verhindern.
Lehrer S. hat in einem Schreiben, das der Elterninitiative vorliegt, angegeben, dass die Kritik „völlig unverständlich“ sei, es sei denn, die Kritiker seien Stalinisten. JULIA NAUMANN
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