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Tiermehl zu Biogas zu Strom

Technisch ist die Vergärung zu Methan kein Problem. Aber Verbände und Betreiber von Biogasanlagen stellen sich dagegen. Sie sehen ihr Öko-Image in Gefahr

FREIBURG taz ■ Es steckt viel Energie im Tiermehl – nicht nur bei Verwendung als Kraftfutter. Energieexperten denken jetzt darüber nach, wie man aus dem tierischen Pulver, nachdem dessen Verfütterung inzwischen verboten ist, Strom und Wärme gewinnen kann. Neben der Verbrennung in Kohlekraftwerken ist eine weitere Variante der Vergärung in Biogasanlagen.

In einem Biogasreaktor kann das Material unter Sauerstoffabschluss bakteriell zersetzt werden. Dabei entsteht Methan. Mit dem Gas können in Blockheizkraftwerken Stromturbinen angetrieben werden. Das Tiermehl sei daher „für eine Biogaserzeugung prinzipiell gut geeignet“, resümiert die Braunschweiger Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft in einer aktuellen Studie. Obwohl Tiermehl über eine andere chemische Zusammensetzung verfügt als die üblicherweise in Biogasanlagen vergorene Gülle, sei der Gärprozess verlässlich in den Griff zu bekommen.

Jede Tonne Tiermehl kann wegen seines Rohproteingehaltes von 55 Prozent nach Zahlen der Bundesforschungsanstalt 500 Kubikmeter Biogas mit 70 Prozent Methananteil erzeugen. Daraus seien 850 Kilowattstunden Strom und 1.400 Kilowattstunden Wärme zu gewinnen. Das ist Strom im Wert von 170 Mark. Mit einer Tonne Tiermehl kann so viel Wärme erzeugt werden, wie mit 140 Litern Heizöl. Die Bundesforschungsanstalt schätzt, dass „die in Deutschland anfallenden Tiermehle bei relativ geringen Entsorgungsgebühren von 0 bis 30 Mark pro Tonne zukünftig vollständig in Vergärungsanlagen verarbeitet werden können“. Allerdings ist es wenig sinnvoll, erst für viel Geld und unter hohem Energieaufwand Tiermehl herzustellen und es dann zu vergären. Günstiger wäre es, die Tierkadaver zu einem Fleischbrei zu verarbeiten und direkt in die Biogasanlage zu geben.

Davor stehen allerdings hygienische und ökonomische Bedenken. Es müssen gesonderte Biogasanlagen für Tiermehl gebaut werden müssen. Nach der Vergärung ist zwar die im Mehl enthaltene Energie genutzt, der möglicherweise BSE-verseuchte Rest aber noch lange nicht keimfrei. Dazu ist eine weitere Behandlungsstufe notwendig, die sich nur für Großanlagen rechnet.

„Ein solches Verfahren kann man nur als langfristige Perspektive sehen“, sagt Leo Bosten, BSE-Experte im Düsseldorfer Umweltministerium. Im Moment werde vielmehr nach Lösungen gesucht, die kurzfristig umsetzbar sind.

Eine davon wäre die Nutzung des Tiermehls in landwirtschaftlichen Biogasanlagen. „Tiermehl wäre ein hervorragender Gasbringer“, sagt Markus Ott von der Firma Schmack Biogas in bayerischen Burglengenfeld. Doch für die Betreiber von landwirtschaftlichen Biogasanlagen kommt die Entsorgung von Tiermehl schon prinzipiell nicht in Frage. Sie orientieren sich am Prinzip der Nachhaltigkeit: Was aus den Anlagen herauskommt – üblicherweise vergorene Gülle – wird auf die Felder und damit zurück in den Kreislauf der Natur gebracht. Das ginge mit Tiermehl nicht mehr – die Gärreststoffe müssten entsorgt werden. Josef Pellmeyer vom Fachverband Biogas: „Biogas hat ein positives Image, und das steht auf dem Spiel, wenn wir künftig Tiermehl entsorgen. Biogasanlagen sind eine saubere, ökologische Sache, und das sollen sie auch bleiben.“ BERNWARD JANZING

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