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Ups and Downs

Die Aktie der Solon AG erlebte innerhalb von Minuten einen Kurssturz – und fing sich nur wenige Stunden später wieder. Was war da geschehen?

Der Aktienkurs der Solartechnik-Firma Solon AG, Berlin, rutschte am vergangenen Dienstag um mehr als 40 Prozent ab und fiel nach Unternehmensangaben zwischenzeitlich unter 6 Euro. Grund dafür könnte ein Artikel in der Online-Ausgabe der Financial Times Deutschland gewesen sein: Dort nämlich war unter dem Titel „Solarkonzern im roten Bereich“ zu lesen, dass das Unternehmen seine Prognosen verfehle und der Gewinn unter den Erwartungen liegen werde. Fünf Stunden nach Erscheinen wurde der Artikel zwar aktualisiert – Analysten sähen den „rapiden Kursverfall als komplett überzogen an“ –, da hatte sich die Aktie aber schon wieder auf 8 Euro erholt.

„Ich grüble sowieso immer – auch wenn der Kurs hochgeht“, kommentiert Solon-Finanzchefin Birgit Flore den Absturz und die unergründlichen Wege der Börsenkurse. Am Dienstag seien nur einige Aktien gehandelt worden, den Sturz hätten also „relativ wenige“ ausgelöst. Und ob der Grund dafür nun wirklich der Artikel war, kann auch sie nicht mit Gewissheit sagen.

Die viel zitierten „Markteilnehmer“ sehen in der verzögerten Veröffentlichung des Quartalsberichts einen weiteren möglichen Grund für den Kurssturz. Anfang dieser Woche soll er nun endlich kommen und am vorigen Donnerstag gab es schon mal die wichtigsten Zahlen: Danach lag der Konzernumsatz in den ersten neun Monaten des Jahres bei 23,62 Millionen Mark – eine Steigerung um mehr als 120 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 1999. Birgit Flore gibt sich deshalb zuversichtlich, dass auch für das gesamte Jahr die angestrebte Verdoppelung der Konzerngesamtleistung erreicht wird.

Das Geschäftsergebnis war zwar mit 2,85 Millionen Mark im Minus, im Vorjahr standen Ende September aber noch 3,24 Millionen Mark hinter dem Minuszeichen. Ein positives Ergebnis habe die Solon AG jedoch auch nicht erwartet, sagt Flore: In den Planungen sei man von einem negativen Geschäftsergebnis von 300.000 Mark ausgegangen. Und es gebe „gute Chancen“, dieses annähernd ausgeglichene Ergebnis auch zu erreichen.

Die offenen Aufträge beziffert die Solon AG mit 5,65 Millionen Mark gegenüber 9,33 Millionen Mark zum Ende des dritten Quartals 1999. Die Auftragszahlen könne man jedoch „eigentlich nicht vergleichen“, so Flore. Zum einen sei die Produktionsleistung erhöht worden – in den ersten neun Monaten sei knapp eine Million Mark in den Produktionsausbau investiert worden – und zum anderen werde seit einigen Monaten im Drei-Schicht-Betrieb produziert, die Aufträge würden also schlicht schneller erledigt. Zudem habe sich die Solon AG im laufenden Jahr weg von der projektbezogenen Photovoltaik hin zu einem Zulieferer für industrielle Partner entwickelt, erläutert die Finanzchefin. Und die Lieferverträge würden hier anders geschlossen – „nicht in der Größenordnung“ wie bei einem Projekt. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) werde sich auch erst jetzt auswirken: Viele Unternehmen, die am Bau tätig seien, nähmen Solarzellen in ihr Angebot auf und würden von der Solon AG beliefert. Im Konzern waren zum Stichtag 133 Mitarbeiter beschäftigt, davon mehr als 60 in der Modulproduktion.

Die Finanzchefin gewinnt dem Kursrutsch am Dienstag aber auch noch etwas Positives ab: Mehr als 50 Anrufer erkundigten sich nach ihren Angaben beim Unternehmen nach den Gründen für den niedrigen Aktienkurs: „Ein spannender Tag“, so Flore. Denn mit so vielen Aktionären hat man schließlich nicht jeden Tag Kontakt – auch wenn der Anlass „nicht so schön“ gewesen sei, wie sie einräumt.

Eine bewegte Woche also für den Kurs der Solon-Aktie, das Unternehmen und vor allem die Aktienbesitzer. Ungewollter Zuspruch kam da von der Nachrichtenagentur dpa: Die vergaß am Donnerstag schlicht ein Minuszeichen und vermeldete statt des negativen Betriebsergebnisses für die ersten neun Monate zunächst ein positives.

THOMAS STROHM

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