piwik no script img

Ein strahlendes Vorbild

Barcelona hat die Berliner Solarverordnung kopiert und verschärft: Die Nutzung von Sonnenenergie ist bei Neubauten Pflicht. Das könnte nun Berlin abkupfern

Wer anfängt, von einer nachhaltigen Stadtentwicklung zu reden, schläfert die Zuhörer schnell ein. Die Enquete-Kommission „Zukunftsfähiges Berlin/Lokale Agenda 21“ zog gestern im Abgeordnetenhaus eine erste Konsequenz aus dieser Erkenntnis. Auf einer Anhörung sollten Erfahrungen anderer Städte den komplexen Prozess illustrieren helfen. Den Anfang machte Imma Mayol, Stadträtin aus Barcelona.

Seit Oktober 2000 gilt in der katalanischen Metropole eine neue Solarverordnung, die sich an eine Berliner Vorgabe anlehnt. Der entscheidende Unterschied: In Barcelona ist die Einhaltung verpflichtend. So müssen alle Neu- oder Sanierungsbauten ab einem bestimmten Energiebedarf mit Sonnenkollektoren ausgestattet werden. Damit sollen mindestens 60 Prozent der Energie, die zur Erzeugung von Warmwasser benötigt wird, umweltfreundlich sein. „Wir schaffen damit auch Arbeitsplätze“, sagte Mayol gestern. Der Begriff der nachhaltigen Entwicklung habe nicht nur eine Umwelt-, sondern auch eine soziale Komonente. So habe die Stadt beschlossen, 3.000 Wohnungen für junge Leute bauen zu lassen. Diese seien nicht nur umweltgerecht ausgestattet, sondern vor allem auch preiswert. In Barcelona müssten die Jugendlichen viel zu lange bei ihren Eltern wohnen, weil es keine günstigen Miet- bzw. Eigentumswohnungen gebe.

Eines der wichtigsten Umweltprobleme Barcelonas ist der Lärm. „Wir wissen, wie laut es an jedem Punkt der Stadt ist“, so Mayol. Die Maßnahmen zur Lärmreduzierung seien unterschiedlich. Zunächst müsse der Verkehr eingeschränkt werden, so Mayol. Konkrete Lärmprobleme gebe es aber auch in der Altstadt bei Bars und Discotheken. Hier müsse es zu einem Ausgleich der berechtigten Interessen von Anwohnern und Barbesitzern kommen.

Allerdings seien die Leute in Barcelona weniger als anderswo an Umwelthemen interessiert, räumte Mayol ein. Eine Werbekampagne soll nun Abhilfe schaffen. Bisher wurden bereits 100.000 Exemplare einer Umweltbroschüre verteilt.

Berlin könne aus den Erfahrungen anderer Städte lernen, betonte der Vorsitzende der Enquete-Kommission Hartwig Berger. „Das ist aber keine Einbahnstraße. Wir stellen auch gern unsere Erfahrungen zur Verfügung“, so der Grünen-Abgeordnete. RICHARD ROTHER

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen