: I. M. Eimer im Eimer
Das allerletzte besetzte Haus der Stadt soll nächste Woche geräumt werden. Wohnungsbaugesellschaft Mitte will den Konzertclub an Investor verkaufen
Eigentlich ist es eine typische „Eimer“-Geschichte. Bereits am 22. November war dem besetzten Gebäude in der Rosenthaler Straße, in dem vor allem Konzerte stattfinden, ein Brief ins Haus geflattert. Weil sich aber niemand für den Schrieb verantwortlich fühlte, wurde er erst eine Woche später geöffnet: Was folgte, war ein Schreck. Im Namen der Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) teilte ein Gerichtsvollzieher mit, dass das seit knapp zehn Jahren besetzte Haus am kommenden Montag geräumt werden soll.
Bislang hatten sowohl Senat, Bezirk als auch die Berliner Hausbesetzer immer einen großen Bogen um den „I. M. Eimer“ gemacht. Das entsprach ganz dem Bedürfnis der Nutzer des baufälligen Gebäudes, die am liebsten, ohne großes Aufsehen zu erregen, ihrem Partytreiben nachgingen.
So konnte es geschehen, dass der Eimer immer noch ohne Mietverträge und damit besetzt war, obwohl Berlin nach der Räumungswelle unter dem früheren Innensenator Jörg Schönbohm (CDU) schon längst als besetzerfrei galt.
Doch damit ist nun wohl Schluss. Eine Firma namens Cubus hat es auf den Block zwischen Rosenthaler-, Linien- und Kleiner Rosenthaler Straße abgesehen und bereits ein Investitionsvorrangverfahren in die Wege geleitet. Dem steht noch die Eigentumsübertragung des Gebäudes durch die WBM im Wege. Ein Versuch der Besetzer, mit der WBM ins Gespräch zu kommen, scheiterte. Auch der neue Eigentümer war nicht zu Gesprächen bereit.
Der Leiter des Kulturamts Mitte, Thomas Liljeberg, bedauerte gestern, dass die Verhandlungsversuche gescheitert seien. Der Eimer sei, so Liljeberg, „wichtig für das kulturelle Leben in Mitte“. Liljeberg fürchtet nun, dass mit dem Ende des Eimers und der für Januar befürchteten Schließung des Acud „die Off-Kultur in Mitte scheibchenweise stirbt“.
Die Betreiber des „I. M. Eimer“ haben unterdessen für Montag früh um acht Uhr ihre Sympathisanten mobilisiert. In einem offenen Brief heißt es: „Wir bitten alle, die sich nicht mit dem Wegfallen eines der letzten unabhängigen Freiräume in der Off-Kulturszene abfinden wollen, um Unterstützung. Derzeit kümmert sich vor allem die Gruppe „Interfluggalaktika“ um den Konzertbetrieb in der Rosenthaler Straße. WERA
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