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Kleine Feier statt großem Fest

Die Prignitzer Bürgerinitiative Freie Heide freut sich vorsichtig über das Urteil

BERLIN taz ■ Nach der Verhandlung gab es „Kleine Bomber“. Zu deren Vernichtung wurde praktischerweise Sekt gereicht – die Kekse rutschten so einfach besser. „Jetzt genießen wir erst mal den Erfolg“, freute sich Helmuth Schönberg, Vorsitzender der Bürgerinitiative Freie Heide. Das große Fest aber blieb aus. Noch ist die Heide nicht frei.

Anfang der 90er Jahre atmeten die Menschen in der Ostprignitz auf: Mit dem Abzug der Roten Armee herrschte erstmals seit 40 Jahren wieder Stille über der Ruppiner Heide. Ein kurzes Aufatmen. Die Nachricht, dass die Bundeswehr die russische Tradition fortsetzen will, schreckte die Prignitzer auf. Wiederstand organisierte sich und wuchs. Knapp 100.000 Menschen kamen zu den über 60 Protestwanderungen. Alternative Nobelpreisträger, Wissenschaftler, Politiker – immer wieder erhielt die in der Grünen Liga organisierte Bürgerinitiative prominente Unterstützung. Sogar Kanzlerkandidaten beteiligten sich. Das war im Sommer 1994. Damals wanderte sich Rudolf Scharping medienwirksam seinen Protest von der Seele. Er beließ es nicht beim Schimpfen „auf die da oben“. Ganz staatsmännisch versprach Scharping der Protestschar: „Wenn neue Mehrheiten in Bundestag und Regierung geschaffen werden, dann wird das hier nicht mehr Truppenübungsplatz sein.“ Und kündigte für diesen Fall ein großes Fest an.

Fünfzeilig fiel die Stellungnahme von Scharpings Ministerium gestern aus. Man werde das Urteil auswerten, um „im Einzelnen zu prüfen, welche Nutzungsmöglichkeiten der Bundeswehr“ verbleiben. „Das Gericht hat Scharping jetzt die Chance gegeben, sich mit Anstand aus der Sache zu verabschieden“, erklärt Helmuth Schönberg von der BI. Im Sommer hatte Staatssekretär Walter Kolbow der Freien Heide erklärt, die Bundeswehr würde sich zurückziehen, sollte sie den Prozess verlieren.

Allerdings ist man mit derlei Zusagen inzwischen vorsichtig. Deshalb wurden gestern zu Keksen und Sekt auch Flyer gereicht: Heraus zur 68. Protestwanderung am 1. Januar. Als schönen Nebeneffekt des Urteils bewertete Katrin Kusche, Bundesgeschäftsführerin der Grünen Liga, „dass nicht wir, sondern die Bundeswehr die Kosten des Verfahrens tragen muss“. Schließlich will man bald ein großes Fest feiern. NICK REIMER

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