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Vom „Vierten Reich“ ist keine Rede mehr

aus Rom MICHAEL BRAUN

Ein Ferrari sei das neue Europa ja nicht gerade, das die 15 da in Nizza zusammengeschraubt hätten, aber fahrbereit sei das Auto schon. Süßsauer fiel der Kommentar des italienischen Ministerpräsidenten Amato über die Gipfelresultate aus. Von links bis rechts sind sich die Medien des Landes mit ihrem Regierungschef einig: Der große Wurf war Nizza nicht. Einigkeit herrscht aber auch unter den Leitartiklern darüber, wer als Sieger und wer als Verlierer zurückkehrt.

Platz eins in der „europäischen Hitparade“ (Corriere della Sera) belegt für die italienischen Juroren Schröders Deutschland – auf Kosten Frankreichs. Seine Rolle als Primus inter Pares habe Berlin erfolgreich durchgesetzt. Nie so wie auf dem Nizza-Gipfel sei das neue Gewicht des vereinten Deutschland spürbar geworden. Noch vor acht, neun Jahren wäre dieser Befund den Kommentatoren Anlass gewesen, die Risiken deutscher Hegemonie zu beschwören: Die Rede vom „Vierten Reich“, von der drohenden „Germanizzazione“ Europas, von Tietmeyers Bundesbank, die den Kontinent unterwerfe, gehörte damals zum Standardrepertoire der Meinungsmacher.

Heute macht Schröders Germania in Italien keinem Angst. Kompromissbereit, ja generös und konziliant habe Deutschland sich auf dem Gipfel präsentiert, meint die Repubblica, um auf das Lob gleich noch eines draufzusetzen: Nicht Show sei diese Selbstdarstellung, sondern Widerspiegelung der „wahren Bedeutung Deutschlands“.

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