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Das dritte BSE-Rind

Erstmals in Deutschland soll Rinderwahn offen ausgebrochen sein. Brüssel will Lebensmittelbehörde

MÜNCHEN/BRÜSSEL ddp/afp ■ Die BSE-Krise greift immer mehr um sich: Gestern wurde aus dem bayerischen Landkreis Cham in der Oberpfalz ein BSE-Fall offiziell bestätigt. Damit erhöht sich die Zahl der eindeutig positiv getesteten Tiere in Deutschland auf drei, davon zwei aus Bayern. Bei zwei weiteren Rindern aus der Oberpfalz und aus Oberbayern besteht BSE-Verdacht.

Beim Verdachtsfall aus dem oberbayerischen Landkreis Weilheim-Schongau wurden erstmals offene Symptome der Hirnkrankheit festgestellt: Das sechseinhalb Jahre alte Tier habe „zentralnervöse Störungen“ gehabt und sei deshalb schon am 2. November geschlachtet worden, teilte Bayerns Gesundheitsministerin Barbara Stamm (CSU) mit. Eine erste Untersuchung ergab, dass das Tier BSE hatte, eine weitere Untersuchung in Tübingen soll nun Gewissheit bringen.

Der Präsident des Deutschen Bauernverbands, Gerd Sonnleitner, reagierte auf die neuen Fälle „sehr betroffen“. Er gehe nun von weiteren Erkrankungen aus. Stamm zeigte sich ebenfalls schockiert: „Auch wenn man damit rechnen musste, so ist dies doch ein schlimmer Schlag für die Verbraucher und die Landwirtschaft.“ Bayerns Landwirtschaftsminister Josef Miller (CSU) hat nach eigenen Angaben die Futtermittelkontrollen in seinem Land noch einmal drastisch verschärft.

Die EU-Agrarminister sprachen sich am Dienstagabend einmütig für eine zentrale Lebensmittelagentur aus. Der Beschluss zu Gunsten der neuen Behörde soll nach dem Willen von Verbraucherschutz-Kommissar David Byrne spätestens im kommenden Juni gefällt werden, so dass die Arbeit der Experten möglichst noch 2002 beginnen kann. Bundeslandwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke (SPD) sagte, die Behörde solle einen „wichtigen Beitrag leisten, das Vertrauen der Verbraucher wiederzugewinnen“.

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