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Bauten um acht Ecken

Nicht „explosiv“ wie der Potsdamer Platz, sondern ruhig und wohl ein wenig langweilig werden die Gebäude am Leipziger Platz. 2004 soll das Oktogon nach historischem Vorbild fertig gestellt sein

Mit Neid haben die Planer vom Leipziger Platz jahrelang auf die Großbaustellen von Debis und Sony blicken müssen. Während am Potsdamer Platz die „größte Baustelle Europas“ in den Himmel wuchs, blieb die Bebauung des Oktogons eine Marginalie. Bis auf das Mosse-Palais am nördlichen Rand des Platzes und die Info-Box entstanden auf dem brachliegenden einstigen Grenzgebiet keine neuen Architekturen – obwohl seit 1992 ein städtebaulicher Entwurf vorliegt und 1997 das große Wertheim-Grundstück Ecke Leipziger Straße von den Münchener Investoren Peter und Isolde Kottmair bebaut werden sollte.

Doch ab dem kommenden Jahr werden sich die Perspektiven zwischen Leipziger und Potsdamer Platz verschieben. Denn dann wird auch das Oktogon zur Großbaustelle. Bis 2004 sollen die meisten der insgesamt zwölf geplanten Gebäude fertig gestellt sein, glaubt Gerhard Stanierowski von der Bauverwaltung. Denn nach den Rohbauten für das Palais am Bundesrat und die Anwaltskanzlei Knauthe, die Kanzleramts-Architekt Axel Schultes entwarf, graben sich schon jetzt die Bagger in die Erde der anderen Grundstücke.

Neben Knauthe entsteht das Büro- und Wohngebäude des Immobilienriesen IVG/Botag nach Plänen von Christoph Langhof. An der Nordseite des Platzes plant Jan Kleihues für die DG-Immobilien ein Gebäude. Gegenüber sollen zwei Architekturen für die Kaphag nach einem Entwurf der Münchener Hilmar & Sattler sowie für Sony realisiert werden. Zudem baut der Architekt Bruce Kuwabara die neue kanadische Botschaft neben dem ehemaligen Palais des Reichsautoclubs, auf dessen Grundstück sich der heutige ADAC ansiedeln wird.

Für das schwierigste Bauvorhaben, die 27.000 Quadratmeter große Wertheim-Fläche, deren Entwicklung nach Plänen des Mailänders Aldo Rossi sich 1998 zerschlagen hatte, dagegen fehlt nach wie vor ein Bauherr. Die Treuhand Liegenschaftsgesellschaft (TLG) sucht für das Grundstück Investoren.

Die Vielfalt der Bauherren für das Milliardenprojekt Leipziger Platz führt jedoch nicht in ein Sammlesurium unterschiedlicher Architekturen oder Hochhäuser wie am Potsdamer Platz. Mit einer strengen Gestaltungsordnung hat das Land – ebenso wie am Pariser Platz – die Nutzung, den Aufbau und das Material der Gebäude festgelegt, die sich am „historischen Vorbild“ des 1732 entstandenen Platzes orientieren.

Mit 35 Meter in der Höhe, einer steinernen Fassade, Geschäften im Erdgeschoss, Büroetagen und Dachwohnungen soll eine „einheitliche Proportion“ geschaffen werden, die sich von der „explosiven Vielfalt“ des Potsdamer Platzes absetzt und dem Leipziger Platz seinen „ruhigen Charakter“ zurückgibt, den er als Stadtraum bis 1945 innehatte, wie Christoph Sattler erinnert. Zwei unterschiedliche Plätze werden dann direkt aufeinander treffen, der lebendige Potsdamer und die gute Stube am Leipziger Platz, dessen bauliche Einheitlichkeit hoffentlich nicht in Langeweile mündet. ROLA

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