Flecken auf der rosa Brille

Hamburgs Jahreswirtschaftsbericht: Senator Mirow beharrt auf „sehr guten Aussichten“ – trotz der vorhandenen Probleme  ■ Von Peter Ahrens

In Hamburg tanzt alles um die Wirtschaft. Wenn der zuständige Senator Thomas Mirow (SPD) den Jahreswirtschaftsbericht vorstellt, ist das wie ein Rückblick auf die Ereignisse des abgelaufenen Jahres: Dasa, Arena, Messeerweiterung, Tiefseehafen, Hafencity, Multimedia, Musicals, Expo – überall hat die Wirtschaftsbehörde in irgendeiner Weise die Finger drin. Und egal, ob Verwaltungsrichter für einen Baustopp bei Dasa sorgen, die Versicherungsbranche in Hamburg Leute entlässt oder die Börsenkurse der New Economy im Keller sind – Mirow bleibt dabei: „Kaum eine Region in Deutschland verspürt gegenwärtig solch einen Aufwind wie Hamburg.“

„Der Wirtschaftssenator beschäftigt sich zurzeit intensiv damit, dass das Oberverwaltungsgericht Ja zur Dasa sagt“, kommentiert Mirow die juristische Hängepartie beim Super-Airbus. Ein „Schreckensszenario“ für den Fall, dass das OVG aber dann doch Nein sagt, will er sich zwar noch nicht ausmalen, weiß aber schon, wie das aussieht: „Dann wäre klar, dass das Werk nicht erweiterbar ist, und jede Zukunftsinvestition in diesem Bereich ginge an Hamburg vorbei.“

Die Gerichtsentscheidung ist aber nicht der einzige Punkt, der das rosarote Standortbild trüben könnte. „Banken und Versicherungen befinden sich in Hamburg im tiefen Strukturwandel“, sagt der Senator und rettet sich als Ausgleich in die Aussicht, dass „sich Hamburg zur neuen deutschen Call-Center-Met-ropole entwickelt“. Und das Lieblingskind der Hamburger Wirtschaftsverwaltung, die Multimedia-Branche, steckt schon seit Wochen im Stimmungstief, die Aktienkurse purzeln ins Bodenlose. „Wenn die schlechte Stimmung noch eine Weile anhält, könnte es wichtige Inves-titionen behindern“, fürchtet Mirow, der die Ansiedlung von Multimedia-Firmen in der Stadt in den vergangenen Jahren massiv gepusht hat.

Weiter geht es mit den Problemen: Bei der von Bürgermeister Ortwin Runde großartig verkündeten Kooperation der Häfen Bremen und Hamburg, die, so Runde vor Wochen, „eine jahrhundertelange Konkurrenz beendet“ haben, war Mirow von Anfang an skeptisch und hat „immer schon leisere Töne angeschlagen, die sich jetzt zu bewahrheiten scheinen“, da Bremen vor allem beim attraktiven Container-Sektor wenig Lust verspürt, auf Hamburg zuzugehen. Und Berlin saugt mächtig an der Hamburger Interessenssphäre, was die Ansiedlung von Werbe-, Medien- und Künstleragenturen angeht. Und beim Thema Tiefwasserhafen, den Hamburg lieber in Cux- als in Wilhelmshaven sehen möchte, sagt Mirow vorsichtig: „Es gibt ja Stimmen, die sagen, der niedersächsische Landeschef habe sich längst entschieden“ – und zwar nicht für Cuxhaven.

Aber es ist nicht alles schlecht: Mirow hat trotz allem „keinen Zweifel, dass die Arena gebaut wird“.