: neuer chef bei „bild“
Diekmanns Weg von Helmut Kohl zu Margot Honecker
Kai Diekmann schrieb noch für eine Bielefelder Schülerzeitung, als ihm Helmut Kohl das erste Interview gewährte. Als er als junger Bild-Korrespondent nach Bonn ging, ließ ihn der Kanzler wieder vor. Schließlich diktierte ihm Kohl sogar ein ganzes Buch über die deutsche Einheit. Daraus wurde ein Etikett: Diekmann, der Hofschreiber vom Kohl. Obwohl das Interviewbuch keine Lobhudelei ist, war die Nähe zu dem oft pampigen Kohl den Kollegen verdächtig. Sogar Springer-Vorstandschef Jürgen Richter störte 1997 Diekmanns Nähe zu Kohl so, dass er ihn – inzwischen Vizechefredakteur bei Bild – absetzte. Damit begann bei Springer ein Machtkampf, am Ende musste Richter gehen. Auf Diekmanns Seite stand dabei Leo Kirch, Großaktionär im Verlag – und Kohl-Freund. Diekmann wusste jedoch genau: Aus seiner Nähe zu Kohl durfte kein Handicap werden.
1998 wurde Diekmann Chefredakteur der Welt am Sonntag. Er gewann Auflage mit Kolumnen vom alten SPD-Recken Klaus Bölling, Vorabdrucken von Oskar Lafontaine – sogar ein Interview mit Margot Honecker erschien. Heftig wehrt er sich gegen den jüngsten Verdacht: In der CDU-Affäre, sagt Kohl-Feind Wolfgang Schäuble, habe Diekmann in einem Restaurant mit dem damaligen ZDF-Chefredakteur Klaus Bresser Anti-Schäuble-Strategien aushecken wollen. „Absurd“, dementiert Bresser auf taz-Nachfrage. Der Fernsehmann hat schon viele Generationen von Aufsteigern gesehen. Über Diekmann sagt er: „Er erscheint mir sehr flexibel.“ LÖW/PAT
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