piwik no script img

Fleischesfrust

■ BSE im Norden: Hektische Aktivität ohne absolute Sicherheit

Eigentlich wissen die Menschen schon lange, dass Rindfleisch sie wahnsinnig machen kann. Aber als das Thema bei vielen Fleischfreunden just im Hinterkopf verstaut war, kam die Nachricht vom ersten deutschen BSE-Rind. Und das ausgerechnet in der Nachbarschaft: In Itzehoe war der mehr zufällige Test eines Rindes positiv ausgefallen. Der Bauer musste daraufhin alle seine 166 Tiere schlachten lassen. Alle wurden getestet, alle negativ.

Bis jetzt ist unklar, wie sich das Tier infiziert hat. Der Bauer beteuert, kein Tiermehl verfüttert zu haben. In Hamburg, Schleswig-Holstein und im restlichen Deutschland brach hektische Aktivität aus. Die Landesregierungen von Schleswig-Holstein und Hamburg richteten Hotlines ein. Die Bundesregierung beschloss eilig, dass kein Tiermehl verfüttert werden soll und möglichst alle Rinder auf BSE getestet (Foto: Gehirnproben) werden.

Zu eilig: Das Tiermehl-Fütterungsverbot für alle Nutztiere konnte aus juristischen Gründen erst ein paar Tage später als geplant in Kraft treten, Vorräte dürfen die Bauern weiter verfüttern, und für das flächendeckende Testen gibt es nicht genügend Kapazitäten. Das Hamburger Labor artus kann sich vor Aufträgen nicht retten. Aus 20 bis 40 Proben pro Woche wurden über 2000 am Tag. Dafür hat das Unternehmen Maschinen gekauft und Mitarbeiter eingestellt: Zu den ehemals 12 Festangestellten sind fünf weitere sowie kurzfristig 14 Studenten gekommen. Deren Stellen sollen demnächst in feste umgewandelt werden. Um weitere Kapazitäten zu schaffen, testet ab Januar auch das Hamburger Hygiene-Institut.

Doch wieviel auch immer getestet wird, es gibt keine absolute Sicherheit, es sei denn, man verzichtet ganz auf Rindfleisch und Wurst oder kauft Biofleisch. Auch dann bleibt ein theoretisches Restrisiko durch Medikamente und Gelatine-Produkte. Sandra Wilsdorf

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen