: Die Gefährlichkeit einer Granate
■ Brisante Ost-Importe: Feuerwehr und Zoll warnen vor illegalen Feuerwerkskörpern
Bundeskriminalamt, Hamburgs Feuerwehr und der Zoll haben vor dem Kauf illegal eingeschmuggelter Feuerwerkskörper aus dem Osten gewarnt. „Diese Böller sind hier nicht zugelassen und haben die Gefährlichkeit einer Granate“, sagte gestern Feuerwehrsprecher Horst Köhler. Die Brandschützer hatten in die Feuerwache Mörkenstraße geladen, um dort, unter anderem mit einem simulierten Wohnungsbrand, über die Gefahren der Silvesterknallerei aufzuklären.
Die illegalen Knaller und Raketen, die oft aus Polen und Tschechien stammten, enthalten zu viel Sprengstoff sowie meist zu kurze Zündschnüre und seien nicht auf Sicherheit und Funktion geprüft, warnt Köhler: „Ihre Verwendung hat in den letzten Jahren zu schweren Unfällen geführt.“
Die Hamburger Polizei hat bereits mehrfach Lkws mit geschmuggelten Böllern aus Polen beschlagnahmt. „Die Stahlspitzen fliegen unkontrolliert in der Gegend umher“, warnt Köhler, „und durchschlagen nicht nur jedes Auge, sondern auch die Haut“. Wie viele dieser illegalen Böller noch im Umlauf sind, weiß niemand. Denn über den Schwarzmarkt liegen nur ungesicherte Erkenntnisse vor. „Wir verzeichnen zwar in den letzten zwei Jahren einen deutlichen Rückgang an Schmuggelware“, sagt Zollsprecherin Stephanie Freud: „Ob das ein Erfolg unserer Fahndung ist oder ob der Handel neue Wege nimmt, kann man nicht mit Bestimmtheit sagen.“ Ihr Tipp: „Auf keinen Fall Feuerwerkskörper auf Straßen- und Flohmärkten erwerben.“
Aber auch das unsachgenmäße Abfeuern handelsüblicher Feuerwerkskörper kann zu Verletzungen führen. „In der Millenieumsnacht mussten wir zu 500 Hilfeleistungen ausrücken“, erinnert Köhler. „Wir hoffen, dass es diesmal weniger werden.“ Köhler verzeichnet zudem einen neuen Trend, der sich weg „vom einfachen Böller“ bewegt. „Die Leute lassen heutzutage richtig was hochknallen.“ Das bestätigt Hans Möller vom pyrotechnischen Unternehmen Nico in Trittau: „Immer mehr Leute wollen Feuerwerk wie Profis.“ Selbst bei den unteren Preisklassen sind Mehrfacheffekte und Serienzündungen beliebt.
Wenn Silvester beim Knallen doch etwas passiert, bleibt nur der Notruf 112 und Erste Hilfe: Bei Brandverletzungen sofort die Wunde mit Wasser kühlen – bei zerfetzten Händen die Blutung durch Druckverband stoppen und abgetrennte Finger in einer sterilen Plas-tiktüte sichern, bis der Rettungswagen eingetroffen ist. kva
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