: Greser geschlachtet
Grausige Bluttat am Heiligen Abend in Kahl am Main
Jede Hilfe kam zu spät, als ein Psychopath am Heiligen Abend in das Domizil des Zeichners Achim Greser in der kleinen Stadt Kahl am Main eingebrochen war: Der Täter, ein geistesgestörter Metzgerlehrling aus Bad Homburg, schlachtete sein schlafendes Opfer mit einer Axt, knebelte und fesselte die Familie und begann dann, den Leichnam systematisch auszuweiden, zu zerlegen und fachmännisch zuzubereiten. Motiv: unbekannt.
„Es konnte festgestellt werden, dass der Täter die Absicht hatte, sein Opfer nach einem am Tatort aufgefundenen Gänsebratenrezept des Meisterkochs Johann Lafer zu garen“, heißt es im Polizeibericht. Die Polizei war gegen drei Uhr morgens von Nachbarn verständigt worden, die durch ungewöhnlich laute Geräusche geweckt worden waren. Bei seiner Verhaftung hatte der alkoholisierte Täter bereits damit begonnen, einen kross gebratenen, mit Beifuß und Kümmel gewürzten Unterschenkel des Opfers zu verzehren.
Für die Frankfurter Polizei ist Achim Greser kein Unbekannter. Er war schon mehrfach wegen nächtlicher Ruhestörung verwarnt worden und zudem auch oft als Kompagnon der einschlägig vorbestraften Milieu-Größe Heribert Lenz in Sachsenhausen „um die Häuser“ gezogen. Zusammen mit Heribert Lenz betrieb Greser einige Jahre lang im Frankfurter Bahnhofsviertel ein Studio für so genannte Aktporträts, wo nach Aussagen von Insidern Orgien an der Tagesordnung gewesen sein sollen. Als Deckmäntelchen diente dem kriminellen Duo die seriöse FAZ, die unregelmäßig Karikaturen der beiden Schurken publizierte.
Der Mord an Greser hat sowohl die Frankfurter Unterwelt als auch die Großbourgeoisie geschockt. „Das waren die Albaner“, mutmaßt ein Puffbesitzer, der im Bahnhofsviertel „Kometen-Paule“ genannt wird. Robert Gernhardt, ein Kenner der Szene, hat im Deutschlandfunk dagegen das „gesellschaftliche Klima“ für die Mordtat verantwortlich gemacht und die tierfeindliche Stoßrichtung der Aktion beklagt: „Buback, Ponto, Schleyer, der nächste ist ein Bayer, sagte man in meiner Jugend. Heute heißt es: Greser, Gernhardt, Kahl, der Nächste ist ein Wal.“ Der Hannoveraner Kriminologe Christian Pfeiffer kritisierte unterdessen dieses „selbstverliebte Geschwätz“ und rief die Bevölkerung zu größerer Wachsamkeit gegenüber dem grassierenden Kannibalismus auf. Gresers krosser Schenkel habe ihm „hervorragend gemundet“, äußerte der Täter bei der ersten polizeilichen Einvernahme. Pfeiffer betonte, dass solche Äußerungen nicht mehr an die Öffentlichkeit gelangen dürften. Wir berichten weiter. GERHARD HENSCHEL
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