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Wachsender Wahnsinn

Neuer BSE-Fall in Bayern, Bestätigung in Niedersachsen. Ministerien prüfen Wurstwaren, nachdem auch in anderen Bundesländern Etiketten gefälscht wurden

FRANKFURT ap/dpa ■ Der deutsche BSE-Skandal weitet sich aus. Gestern wurde bei zwei weiteren Rindern, einem Tier aus dem Unterallgäu und der seit Anfang der Woche verdächtigen Kuh aus Niedersachsen, der BSE-Verdacht bestätigt. Damit gibt es zurzeit sieben BSE-Fälle in der Bundesrepublik. Außerdem wurden neben Bayern nun auch in Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Berlin und Nordrhein-Westfalen Wurstwaren mit gefälschten Etiketten gefunden. In den meisten Bundesländern werden Wurstwaren verstärkt geprüft.

In Bayern wird fieberhaft nach der Ursache für die BSE-Fälle gesucht, immerhin wurden fünf der sieben BSE-Rinder dort gefunden. Weil alle bisher positiv getesteten Tiere aus den Jahrgängen 1995 und 1996 stammen, gibt es nun die Vermutung, dass der Milchaustauscher, ein Ersatzfutter für die Kälber, an der Erkrankung schuld sein könnte. Bei beiden Betrieben wird nun der gesamte Rinderbestand gekeult.

Bundeslandwirtschaftsminister Karl Heinz Funke (SPD) kommt mit der Ausweitung der Krise immer mehr unter Handlungsdruck. So sprach er sich gestern für eine neue Förderpolitik in der Landwirtschaft aus. Die Produktion müsse von der Futtermittelerzeugung bis zur Fleischtheke verfolgbar sein, erklärte er, solche „transparenten“ Betriebe sollten bevorzugt gefördert werden. Funke gab auch Versäumnisse zu, es habe Koordinationsprobleme zwischen seinem Ministerium und dem Gesundheitsministerium gegeben. Diese sollen sich aber nun mit Hilfe eines neu eingerichteten Stabes verbessern. Sein Staatssekretär Martin Wille forderte überdies eine Neuregelung der Zuständigkeit in der Lebensmittelüberwachung, die dem Bund mehr Rechte als bisher gegenüber den Ländern einräumt.

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