: Wieder abgeriegelt
Trotz der neuerlichen Abriegelung Palästinas gehen Kontakte und Verhandlungen weiter. Friedensbotschaft von Scharon an Arafat
JERUSALEM ap/dpa/taz ■ Nach den jüngsten Bombenanschlägen in Tel Aviv und am Grenzübergang Sufa im Gaza-Streifen hat Israel die Sicherheitsmaßnahmen stark verschärft. Seit Freitag dürfen keine Palästinenser aus dem Westjordanland und dem Gaza-Streifen mehr nach Israel einreisen. Weder die Fahrt zur Arbeit noch zu den Freitagsgebeten in der Jerusalemer Al-Aksa-Moschee wurde ihnen erlaubt.
Zu dem jüngsten Anschlag im Gaza-Streifen, bei dem zwei israelische Soldaten ums Leben kamen, hat sich die El-Kuds-Brigade der Palästinensergruppe Islamischer Dschihad bekannt. Nach dem Anschlag bei Sufa und der Attacke auf einen Bus in Tel Aviv mit 14 Verletzten nahm die israelische Polizei im Westjordanland 15 Palästinenser fest.
Der rechtskonservative israelische Oppositionsführer Ariel Scharon sandte gestern eine Friedensbotschaft an den palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat. Er hoffe, dass die beiden Völker in Frieden und Sicherheit leben könnten, erklärte Scharon aus Anlass des Endes des islamischen Fastenmonats Ramadan. Der ewige Hardliner hatte sich bislang stets geweigert, Arafat auch nur die Hand zu geben.
Knapp sechs Wochen vor der Ministerpräsidentenwahl in Israel liegt Barak einer am Freitag veröffentlichten Gallup-Umfrage zufolge weit hinter Scharon. Diesen unterstützen 45 Prozent der Befragten, Barak lediglich 24 Prozent, berichtete die Zeitung Maariv. Der Umfrage zufolge lehnen 56 Prozent der Israelis ein Friedensabkommen mit den Palästinensern ab. 38 unterstützen demnach den Vorschlag, dass ein künftiger Staat Palästina 95 Prozent des Westjordanlands und den gesamten Gaza-Streifen umfassen soll. Zudem soll Israel den Palästinensern die Oberhoheit über den arabischen Ostteil von Jerusalem zugestehen, diese sollen dafür auf ihre Forderung nach einem Rückkehrrecht für die palästinensischen Flüchtlinge verzichten.
Trotz der geringen Aussichten auf ein baldiges Friedensabkommen gehen die intensiven Kontakte zwischen beiden Seiten weiter. Der israelische Tourismusminister Amnon Lipkin-Schachak wollte am Freitag in New York mit dem Präsidenten des Palästinenser-Parlaments, Ahmed Kurei, zusammentreffen. Der amtierende Außenminister Schlomo Ben-Ami soll weiter mit dem palästinensischen Chefunterhändler Sajeb Erekat verhandeln. Außerdem entsandte Barak Schimon Peres zum marokkanischen König Mohammed VI. mit dem Ziel, dieser möge mäßigend auf Arafat einwirken. GB
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