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: Größenwahn der Pyramidenbauer

Wer nach Marzahn fährt, den packt irgendwann das Grausen. Da steht, zwischen autobahnähnlichen Trassen, seit Jahren das Bürohaus „Pyramide“. Einstmals zum Startup für den Aufschwung Ost und neue Dienstleistungsarbeitsplätze hochstilisiert, bildet es heute ein Beispiel für den Euphemismus jener Zeit. Das schiefe Glasding steht bis dato fast leer, ist schlecht gebaut und vom „lebendigen Ort“, wie die Investoren damals meinten, ist nichts zu spüren. Es funktioniert höchstens als Abschreibungsobjekt.

Kommentar von
ROLF LAUTENSCHLÄGER

In der Stadt existieren noch mehr Büromonster aus jener Zeit, die alle mit dem gleichen Schicksal zu kämpfen haben und den öffentlichen Raum verunstalten. Und wie es scheint, scheuen sich das Land und Investoren nicht, die gleichen Fehler erneut zu begehen. Simple Renditearchitekturen an der Peripherie schießen da ins Kraut und bleiben unvermietbar, als gäbe es nicht schon genug leere Flächen in der Innenstadt. Und selbst dort träumen noch einige vom Big Boom, als gäbe es hundert Sonys, Daimlers oder Dussmänner.

Die Bauverwaltung hat mit dem Planwerk Innenstadt und der Perspektive auf das historische Zentrum sich in den vergangenen Jahren ein Konzept zur Innenstadtentwicklung erarbeitet. Dass dabei der Blick auf die Flächen jenseits des S-Bahnrings verloren gegangen ist, rächt sich nun nachhaltig. Zugleich haben sich die wirtschaftlichen Prognosen verändert: statt eines Büromarktes für Global Players besteht heute eine Nachfrage kleinerer Firmen für hochwertige kleinteilige Büroflächen.

Will man nicht weitere „Pyramiden“ riskieren, benötigt das Land ein Konzept zur kurz- und mittelfristigen Büroflächenansiedlung, das Quoten festschreibt und Investoren leitet. Die Zeit der großen Dinosauriere jedoch ist erst mal vorbei.

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