jugendweihen
: Die Jesus-Kopie der Marx-Kopie

Die Sache hat etwas Tragikomisches, zumindest Absurdes: Da mühten sich Jahrzehnte lang die DDR-Oberen, den christlichen Glauben, dieses angebliche „Opium des Volkes“, zur Seite zu drängen und mit einer Jugendweihe das Bedürfnis der Heranwachsenden nach Orientierung und einem Radiorekorder auf die Partei umzupolen – kaum aber sind die SED-Bonzen verjagt und eine unbedrängte Religionsausübung samt Konfirmation möglich, strömt das Volk östlich der Elbe zu Jugendfeiern, die alles sein sollen, nur nicht christlich.

Kommentar von PHILIPP GESSLER

Und es kommt noch besser: Ob des Erfolgs dieser Pickeligen-Feste bieten engagierte Christen wie der Bundestagsabgeordnete Günther Nooke (CDU) nun eine Konkurrenzfete zur Jugendfeier an und schaffen so die Jesus-Kopie der Marx-Kopie der Konfirmation. Dabei legt schon die Genese dieser Idee nahe, dass sie zum Scheitern verurteilt ist, so ehrenvoll und gut gemeint sie auch sein mag.

Es ist nämlich kaum vorstellbar, dass dieser Nicht-Jugendfeier-Nicht-Konfirmations-Krampf viele Jugendliche anziehen wird. Die wählen, wenn überhaupt, lieber das Original – die Jugendfeier eben oder die Konfirmation. Kein Wunder also, dass die Jugendfeier-Organisatoren sich von den Maiglocken kaum verunsichert und die Kirchen sich wenig begeistert zeigen.

Es hilft nichts: Wenn Kirche und Christen wieder junge Menschen mit ihrer frohen Botschaft faszinieren wollen, müssen sie selbst mehr Strahlkraft und klare Zeichen ihres Bekenntnisses geben. Das aber ist kein Maispaziergang.

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